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Wenn der Kater seine Stiefel und Aladin seinen Teppich sucht

Start des Kinderstücks „Rabatz im Zauberwald“

Nach der glanzvollen Premiere des Abendstücks „Piroschka“ am Samstag startet im Theater im Steinbruch am Sonntag, 27. Juni, das Kinderstück „Rabatz im Zauberwald“ in die Saison. Einlass ist ab 15 Uhr, die Vorstellung beginnt um 16 Uhr.

„Rabatz im Zauberwald“, geschrieben von Wolfgang Barth, ist ein modernes deutsches Theaterstück (Erstaufführung 1997 in Hamm in Westfalen), dem eine geniale Idee zugrundeliegt: Es stellt viele bekannte Märchenfiguren vor neue Herausforderungen und lässt sie so aus ihren herkömmlichen Rollen ausbrechen. Als Hänsel und Gretel zum Knusperhäuschen kommen, erscheinen Ratten und stehlen die Lebkuchen. Was können die beiden Kinder nd auch die Knusperhexe nun tun? Bald stellt sich heraus, dass auch dem gestiefelten Kater die Stiefel, Aladin der fliegende Teppich, Rotkäppchen das rote Käppchen, dem tapferen Schneiderlein der Gürtel und vielen weiteren Figuren der identitätsstiftende Gegenstand geraubt wurde. Die Märchengestalten sind so gezwungen, neue Fähigkeiten zu entwickeln. Sie schließen sich zusammen und machen sich auf die Suche nach den Dieben. Bis aber aus den Lautsprechern die „Ode an die Freude“ (etwas rockiger als von Beethoven vorgesehen) ertönen kann, sind einige Abenteuer zu überstehen.

Wer sich von Regisseurin Isabell Steinbrich in einen wundersamen „Zauberwald“ entführen lassen oder einfach seine Märchenfestigkeit testen will, hat dazu zwischen dem 27. Juni und dem 1. August zehnmal Gelegenheit.

Emmendinger Tor, 23.06.2010

Endspurt bei „Rabatz im Zauberwald“

Wenn Märchenfiguren ihrer wichtigsten Requisiten beraubt werden, was wird dann aus den Märchen? Genau, sie funktionieren nicht mehr! Und deswegen müssen Rotkäppchen und Dornröschen, der gestiefelte Kater und Pinocchio, den Dieben ihre Beute wieder abjagen…

Was wäre die Hexe ohne ihre Lebkuchen, Dornröschen ohne seine Spindel, Rotkäppchen ohne sein rotes Mützchen, Pinocchio ohne lange Nase und der gestiefelte Kater ohne entsprechendes Schuhwerk? Gar nichts! Aber genau so ergeht es diesen und vielen anderen Märchenwesen beim „Rabatz im Zauberwald“, dem märchenhaft-spannenden Kinderstück des Theaters im Steinbruch. Denn da waren dreiste Diebe am Werk… Bis zur Premiere am Sonntag sind fast täglich Proben angesagt im Naturtheater im Steinbruch. 32 Darsteller im Alter zwischen acht und 60 Jahren bevölkern den Zauberwald. Seit Februar proben sie zweimal wöchentlich, seit den Osterferien, als sie draußen spielen konnten, sogar dreimal pro Woche, selbst bei Schnee im April, wie sich Regisseurin Isabell Steinbrich erinnert. Jetzt geht’s an den Endspurt, seit drei Wochen treffen sich die überwiegend jungen Darsteller vier- bis fünfmal die Woche und legten auch schon mal einen Proben-Intensiv-Sonntag ein.

Geduldig lassen sich König wie Schneiderlein korrigieren, wenn die Regisseurin am Ausdruck feilt, etwa entscheidet, dass die Majestät doch an einer anderen Stelle stehen soll, wenn er die Märchenpolizei auf den Weg schickt. Die ist nämlich nötig, um die Requisiten der Märchenfiguren wieder herbeizuschaffen. Eine Rattenhorde hat sich die Matratze der Prinzessin auf der Erbse ebenso geschnappt wie Aladins Zauberteppich und all die anderen Dinge, ohne die die bekannten Märchen eben keine wären. Unerhört! Da muss was geschehen…

Und es muss Leben herrschen auf der Bühne. Isabell Steinbrich hüpft vor den Kindern her, erklärt erst, zeigt dann, was sie meint; am liebsten, so scheint es, würde sie mitspielen. Und dann: „Okay; Achtung, Ruhe, Raphael, die Hände aus den Taschen…“ Die Szene läuft weiter.

Steinbrich, die im vergangenen Jahr das Erwachsenentheater für den Verein inszeniert hat, kommt ja vom Kindertheater her. Die besondere Herausforderung bei diesem Stück sieht sie in genau dem Grund, der bei der Auswahl für den „Zauberwald“ sprach: Es gibt sehr viele Sprechrollen für die Kinder, die Märchenfiguren, 15 Ratten … Noch ein bisschen komplizierter wird’s, weil acht Rollen doppelt besetzt sind; einige Kinder können aus schulischen Gründen nicht an jeder der zehn Aufführungen teilnehmen.

Was ist der größte Unterschied zum Spiel der „Großen?“ Generell benötigten Kinder eine „Rundumbetreuung“, die Proben haben auch eine pädagogische Seite, sagt Steinbrich. Insofern sei es einfacher, im Erwachsenentheater Regie zu führen –– doch dafür mache es mit den Kindern sehr viel Spaß: „Sie sind schneller entzündbar, haben keine Hemmungen.“ Wo Erwachsene mehr Anlauf benötigten, auch mal „psychologische Betreuung“, spielten die Kinder munter drauflos. Und lassen sich ebenso wenig wie ihre Regisseurin davon beeindrucken, dass die Technik grade mal „tot“ ist und die Techniker den Klagegesang einlegen, bis die Musik wieder flott ist. „Simon, du darfst nicht lachen“, ermahnt sie prompt den König. Um gleich darauf mit der Märchenpolizei deren Song einzustudieren. Ja, es bleibt noch einiges zu tun … Aber schon jetzt zeichnet sich ab: Das Stück wird kleine und große Kinder begeistern. Nicht nur, weil sie immer mal einbezogen werden. Sondern vor allem, weil so viel los ist auf der Bühne. Langeweile dürfte da ein Fremdwort sein!

Badische Zeitung, 22.06.2010

Im Zauberwald ist alles möglich

Premiere des Kinderstücks „Rabatz im Zauberwald“ im Theater am Steinbruch: Überzeugende Darsteller, kreative Kostüme.

Ja, hat man das schon erlebt? Da heult die böse Hexe (Brigitte Schepers), weil ihr die Lebkuchen gestohlen wurden, mit denen sie doch Hänsel und Gretel (Raphael Müller-Bütow, Amelie Wegner) anlocken muss. Rotkäppchen (Larissa Göppert) wird der gefüllte Korb für die Großmutter und die rote Kappe gestohlen, dem gestiefelten Kater (Linus Fuhrmann) die Stiefel oder dem tapferen Schneiderlein seine Fliegenklatsche mit der er sonst sieben auf einen Schlag erledigen soll.

„Man tut uns häufig unrecht“, säuselt da die Ratte Ruperta (Rebecca Schneider) im spöttischen Ton und stellt die stehlenden Nager als gebildet und edel dar. Die vielen Kinder unter den Zuschauern bei der Premiere des Kinderstückes „Rabatz im Zauberwald“ im Theater am Steinbruch mögen die gehässigen Ratten nicht. Obwohl, die Ratten dürfen rülpsen, gierig fressen und lernen in ihrer Schule klauen, täuschen, tarnen und kämpfen. Alles Dinge, welche brave Menschenkinder nicht dürfen und wollen sollten. Trotzdem haben sie Mitleid mit den vertrauten Märchengestalten, die ganz ratlos und traurig sind, weil sie aus ihrem eigenen Märchen herausgerissen wurden und es nicht mehr weitererzählen können. „Wir werden unsere Märchen vergessen und die Kinder draußen auch“, befürchten sie den Untergang ihrer Welt.

Sie haben es aber auch mit einem schlauen und gefährlichen Gegner zu tun, dem schwarzen Zauberer (Philip Seidl). Er hat mit dem Anführer Raffzahn (Janni Hornung) einen nicht besonders schlauen, dafür aber unterwürfigen Anführer einer ganzen Rattenbande. Die Hexe, Dornröschen (Miriam Fuhrmann), Aladin (Jonathan Richter), Pinocchio (Lea Ade), der gestiefelte Kater (Linus Fuhrmann) und Elfchen (Murielle Meier) sind mutig genug, sich als Märchenpolizei um den Fall zu kümmern, denn in einem Zauberwald ist alles möglich. Rollum der Weise (Johannes Wipfler) hilft geistreich und tatkräftig mit. Obwohl die böse Hexe von Natur aus den anderen nicht gerne hilft, so muss sie bei dieser grundsätzlichen Sache und für den Erhalt ihres eigenen Märchens sowie des gesamten Zauberwaldes so manche Ausnahme machen. Schließlich naht die Lösung in Form einer Flöte, die in einem Märchen schon einmal eine Rattenplage unterbunden hat…

Die jungen Schauspieler sind ganz in ihren Rollen, die sie individuell ausgestalten und leben. So gleicht keine der vielen Ratten einer anderen. Da gibt es die ganz wilden und ungestümen, die fast ordentliche und strebsame, die kecke oder die flitzende Ratte. An dieser Stelle müssen unbedingt die kreativen Kostüme und das bunte, kindgerechte Bühnenbild gelobt werden. Die Bühnenauftritte sind allesamt dynamisch und kraftvoll, obwohl den mehr als 30 Akteuren bei mittags 33 Grad in der prallen Sonne unter den Kostümen sicherlich ordentlich heiß war.

Regisseurin Isabell Steinbruch, ihre Assistentinnen Viola Richter und Anette Schneider sowie die vielen technischen Helfer haben wieder einmal ein zauberhaftes Kinderstück für große und kleine Kinder auf die Bühne gestellt.

Der Schluss ist mit der Verwandlung der Märchengestalten in eine flotte Cheerleadergruppe und Tanz mit Puschen überraschend und in der heutigen Zeit angelangt. Freundschaft und Vertrauen sind eben in jeder Zeit wichtig und müssen erhalten bleiben.

Badische Zeitung, 29.06.2010

Aladin und Pinocchio retten die Märchenwelt

Bejubelte Premiere von „Rabatz im Zauberwald“

Fast gefüllt waren alle Besucherbänke des Theaters im Steinbruch, als das Kindertheaterstück „Rabatz im Zauberwald“ von Wolfgang Barth am vergangenen Sonntagnachmittag zeitgleich mit dem Beginn des Achtelfinal-Spiels Deutschland gegen England seine Premierenaufführung hatte. Märchenfetzen ertönten aus dem Hintergrund: „Knusper knusper Knäuschen“, „Ach wie gut, dass niemand weiß“, und gleich darauf betraten Hänsel und Gretel die märchenhaft-bunt gestaltete Bühne, kamen zum Knusperhäuschen und gerieten in Gefangenschaft der eher kauzigen als bösen Hexe, jedoch nicht lange, da die düstere Rattengang „Cobra“ alle Lebkuchen stahl. Als auch Rotkäppchen verzweifelt weinte, weil es keine rote Kopfbedeckung mehr hatte, das tapfere Schneiderlein ohne Fliegenklatsche, Aladin ohne Zauberteppich und der gestiefelte Kater ohne Stiefel da stand, wurde klar, was vor sich ging: Die heimtückischen Ratten raubten alle wichtigen Märchenuntensilien, damit es auf der Welt bald keine Märchen mehr geben und ihr mürrischer Meister, der dunkle Zauberer, seine verloren gegangene Macht zurückgewinnen würde. Doch der „Märchenpolizei“ gelang es zu guter Letzt mit Mut, Zauberei und einem Märchentrick, den bösen Zauberer zu besiegen. Zur Musik von „Freude schöner Götterfunken“ begann das große Finale, das vom Publikum mit jubelndem Applaus bedacht wurde. Er übertönte sogar die Vuvuzela-Stürme des zu Ende gegangenen Fußballspiels. Der erste Vorsitzende des Vereins Theater im Steinbruch, Hans-Joachim Wipfler, bedankte sich bei Regisseurin Isabell Steinbrich, der Regieassistenz und allen Helfern, beim Publikum, das trotz Fußballspiel gekommen war, und besonders bei den 33 Darstellern von 8 bis 60 Jahren, die sogar den 33 Grad auf der Bühne mit schauspielerischer Energie getrotzt hatten.

Emmendinger Tor, 30.06.2010