Presse

Weihnachtsmärchen wärmt von innen

Premiere von „Nussknacker und Mauskönig“ im Steinbruchtheater

Mit einem klassischen Weihnachtsmärchen trotz kühler Novembertemperaturen die Herzen der großen und kleinen Zuschauer von Innen zu erwärmen, das war das Ziel der Schauspieler des Theaters im Steinbruch. Die Premiere von „Nussknacker und Mausekönig“ von Marc Gruppe nach der Erzählung von E.T.A. Hoffmann fand am Samstagabend nach Einbruch der Dunkelheit statt.

Und nach rund 90 Minuten zeigte der begeisterte Applaus, dass es der 15-köpfigen Truppe des Erwachsenen- und Kinderensembles gelungen ist, mit Nostalgie, Magie und Fantasie wenn nicht die Füße so doch den Geist und das Herz zu erwärmen. Doch die rund 300 Besucher hatten sich mit Mützen, Handschuhen und Decken gut vorbereitet und auch das wärmende Getränke- und Speiseangebot trug dazu bei, dass auch der Körper nicht zu leiden hatte und man sich ganz dem gelungenen Schauspiel mit witzingen und fantasievollen Effekten hingeben konnte. Eingeleitet wurde das Stück mit der jungen Daria Konkol als Spieluhrtänzerin, die einmal aufgezogen immer wieder durch die Szenen tanzte. Mit der Familie des Geheimrats Stahlbaum wurde die Zeit auf Weihnachten um 1900 zurückgedreht. An Heiligabend fiebern die drei ganz unterschiedlichen Töchter der Bescherung entgegen. Die folgsame fast junge Dame Luise (gespielt von Josephine Blust) hofft auf ein Ballkleid für ihren ersten Ball, Friederike, genannt Fritzi (Emma Kottmeier), wünscht sich ein Steckenpferd und Zinnsoldaten und die kleine Marie (bestens besetzt mit Mira Rombach) träumt von einem neuen Kleid für ihre Puppe „Klärchen“ und einem ganz besonderen Geschenk von ihrem Patenonkel Drosselmeier (Lutz Konkol). Und das bekommt sie auch in Form eines hölzernen Nussknackers, den sie gleich in ihr fürsorgliches Herz einschließt.

Dass ihr Nussknacker (Maja Kesselring) etwas Besonderes ist, bemerkt sie in der ersten Nacht, als dieser mit Fritzis Zinnhusar Schnetterdeng (Lucas Meier) und ihrer Puppe „Mamsell Klärchen“ (Laura Hösl) sich zur normalen Menschengröße verwandeln. Sie ziehen mit Marie in die Schlacht gegen den Mausekönig (in der Doppelrolle von Emma Kottmeier) und dessen Mutter (Jasmin Baumgratz, die auch Geheimrätin Stahlbaum verkörperte), deren flinke Bewegungen zunächst in klein mit Taschenlampen kurz über den Boden fantasievoll dargestellt und später in groß nicht zu unterschätzende Gegner waren. Die Hintergrundgeschichte um die Prinzessin Pirlipat wurde eindrucksvoll per Schattenspiel gezeigt. Mit vereinten Kräften gelang es Marie und ihren mal großen, mal kleinen Mitstreitern die Krone des Mausekönigs zu erlangen und damit den Nussknacker wieder in die Nichte von Onkel Drosselmeier zu verwandeln.

Mit ihrer großartigen Regie hielten Andrea Gerhold und Gunter Hauß ihr Publikum in Bann. Für die passende Musik sorgte neben seiner Erzählerrolle Justin Wilper. Das Märchen wird noch an allen kommenden Adventswochenenden gespielt. Das diesjährige Winterstück ist auch Anlass für Vorsitzenden Hans-Joachim Wipfler zu Spenden für die schwer erkrankte ehemalige Mitspielerin Milena aufzurufen.

Emmendinger Tor, 30.11.2022

Nussknacker und Mausekönig bekämpfen sich im Emmendinger Steinbruch

Mit dem Nussknacker und Mausekönig von E.T.A. Hoffmann hat das Theater im Steinbruch eine Weihnachtsgeschichte zur Aufführung gebracht, die im Steinbruch einen ganz eigenen Reiz entfaltet.

Der Reiz des Weihnachtsstück Nussknacker und Mausekönig in Emmendingen beruht auf dem gelungenen Zusammenwirken eines aufeinander eingespielten Ensembles, eingebettet in eine meist verträumte Musik (Justin Wilper). Dazu eine Lichttechnik, die mal farbenprächtig, mal fast monochrom oder finster die Atmosphäre verstärkt. Düster und neblig ist es bei der Premiere am Samstag. Die Gäste haben sich mit Decken ausstaffiert, etliche gleich zu Beginn mit heißen Getränken eingedeckt. Also kann es losgehen!

Heiligabend, Zeit der Geschenke: Im Hause Stahlbaum ist die Spannung groß. Die verträumte Marie hat es schwer mit ihren beiden Schwestern, die sie ständig aufziehen. Sie freut sich über den Nussknacker, obwohl ihre robuste Schwester das Geschenk des Paten gleich kaputtmacht. Doch in der Nacht ändert sich alles: Die Puppen erwachen zum Leben, werden menschengroß. Auch die Mäuse wachsen und greifen an, denn sie haben eine Rechnung mit dem Nussknacker offen. Wie gut, dass der die fantasievolle und hilfsbereite Marie an seiner Seite hat.

Manche Szene wirkt wie einem alten Gemälde entsprungen. Dann wieder erinnert das Licht an einen Schwarzweißfilm. Immer wieder prägen schöne Ideen die Inszenierung von Gunter Hauß und Andrea Gerhold. So setzt ein witziges Schattenspiel ein, wenn der Pate (Lutz Konkol, den eine Aura des Geheimnisvollen und Guten umgibt) die Geschichte des Nussknackers erzählt. In der geht es um die Wurst und fiese Mäuse. Und die quirlige Spieluhrfigur (Daria Konkol) hat am Schluss die Lacher auf ihrer Seite, wenn sie den Erzähler (Justin Wilper) weckt, indem sie dessen Buch zuklappt.

Eine Besonderheit sind die Doppelbesetzungen. Etwa Jasmin Baumgratz als Maries streng-stocksteife Mutter, die selbst wütend nie aus der Rolle fällt und im Kontrast giftig loskreischt als wehrhafte, böse Mutter des Mausekönigs. Den spielt Emma Kottmeier, total vernascht und bequem; als Maries Schwester Fritzi ist sie angriffslustig und kämpferisch. Josephine Blust als älteste Schwester hat nur den ersten Ball im Kopf; als verzogene, zickige Prinzessin Pirlipat schreit und heult sie wie ein nerviges Kind. Und es passt, dass Lucas Meier den angriffslustigen und etwas opportunistischen Leutnant Schnetterdeng und den Arzt Maries spielt, der den Dank der Eltern mit einer saftigen Rechnung quittiert. Hans Bürkin bleibt sich als gut gelaunter Patriarch und Geheimrat Stahlbaum mit viel Verständnis für Tochter Marie treu, wenn er als König und Vater der verwöhnten Pirlipat alles aus dem Weg räumen will. Simone Bockstahler als Kindermädchen Gerda nimmt man ihr die kompetente Trösterin für Marie ebenso ab wie die Mutter der Prinzessin im Schattenreich. Laura Hösl gibt die dienstbeflissene Köchin Klara und im nächtlichen Geschehen die leicht affektierte Puppe Klärchen.

All das funktioniert, das Ensemble spielt, als wären es nicht bloß sechs Grad Celsius und als hätten sie nicht wochenlang zum Teil bei Regen und kaltem Wind auf der Freiluftbühne geprobt. Ganz spurlos sind die Proben in der Kälte aber nicht an allen vorübergegangen, sagt Vorsitzender Hans-Joachim Wipfler. Trotzdem: Hauptdarstellerin Mira Rombach als Marie, die ein wenig angeschlagen war, spielte beeindruckend präsent, auch wenn es ihre Stimme strapazierte. Sie überzeugte mit Empathie und Vorfreude, mal schwebend in der Kinderwelt der Fantasie, dann energisch im Kampf für ihren tapferen Nussknacker (Maja Kesselring). Die wiederum wandelt sich leicht von der Spielfigur zur besten Freundin. Der unterhaltsame Abend verging wie im Flug. Kälte? War da was?

Trotzdem gab es zum Schluss bereits eine kleine Vorfreude auf den Sommer. Da gibt es eine Themensaison, es geht um Piraten: Das Jugendtheater spielt Peter Pan und die Erwachsenen die Schatzinsel, sagte Wipfler.

Badische Zeitung, 28.11.2022

Fantasie und Realität vermischen sich beim Emmendinger Winter-Märchenstück

Das Theater im Steinbruch zeigt in der Vorweihnachtszeit das Märchenstück „Nussknacker und Mäusekönig“. Nicht nur die Zuschauer müssen sich da warm anziehen.

Turbulent geht es zu in der Weihnachtsnacht und also auch beim Winterstück des Theaters im Steinbruch, „Nussknacker und Mausekönig“ nach E.T. A. Hoffmanns romantischem Märchen. Beim Probenbesuch ist vieles noch in der Mache, doch lässt sich schon jetzt sagen: Es wird abenteuerliche und spannend an den Adventswochenenden im Steinbruch, aber auch zauberhaft – und es geht gut aus.

Nicht nur, aber besonders Kinder werden ihren Spaß haben an der Geschichte vom Nussknacker, der zum Leben erwacht, den Mäusen, die ihn verfolgen, und der warmherzigen Marie, die ihn als Einzige erlösen kann. Das magische Geschehen ist eingebettet in eine ganz reale Weihnachtswelt. Da wird auf die Bescherung gewartet, gehofft und gestritten, was das Zeug hält; hier die Freude über die Geschenke, dort der Ärger, dass es grade für die fantasievolle Marie noch ein Buch sein musste. Da ist die robuste Schwester, die beim Ausprobieren gleich den Nussknacker beschädigt; und die Kinder wollen nicht ins Bett – Weihnachten eben.

Warum dieses Stück? Das Amateurtheater wollte sein Jubiläumsjahr zum 20-jährigen Bestehen gern mit einem Winterstück abschließen. Viele aus dem Jugendensemble wollten mitspielen – und da passt das Stück hervorragend, sagt Gunter Hauß, der gemeinsam mit Andrea Gerhold Regie führt; beide haben schon 2021 bei den „Haselnüssen für Aschenbrödel“ zusammengearbeitet. Den „Nussknacker“-Autor Marc Gruppe kannte Hauß schon vom ersten Weihnachtsstück des Steinbruchtheaters, Charles Dickens „Fröhliche Weihnachten, Mr. Scrooge“ im Jahr 2018. „Bei mir hat die Fantasie schon beim Lesen eingesetzt, das ist ein gutes Zeichen“, ergänzt Gerhold, „dann passiert es auch auf der Bühne.“

Pro Vorstellung werden zwölf Darstellerinnen und Darsteller auf der Bühne sein, die Jüngste ist acht Jahre. Für drei Rollen gibt es zwei Besetzungen – nicht nur, weil es mehr Spielwillige als Rollen gab: „Unser kleiner doppelter Boden“, erklärt Hauß; im Sommer konnten nur zwei Vorstellungen in Originalbesetzung gespielt werden, weil mehrere Darsteller erkrankt waren. Allerdings macht diese Vorsicht mehr Proben notwendig und für das Winterstück ist die Zeit ohnehin knapp: Gleich nach den Sommerferien ging es los mit den Vorbereitungen.

Im Stück vermischen sich Fantasie- und reale Welt: der ein wenig steife, gutbürgerliche Haushalt, in dem fröhlich Weihnachten gefeiert wird, und das nächtliche Treiben der Spielfiguren. Auch in den Personen treffen sich beide Welten: Eine von Maries Schwestern spielt den Mausekönig, der Husaren-Zinnsoldat ist auch der Arzt und die Puppe die Köchin. Solche Personenwechsel fordern die Darsteller im Winter ganz besonders – große Umziehmanöver hinter den Kulissen verbieten die Temperaturen, da müssen kleine, gut durchdachte Änderungen viel bewirken. Sieben Grad plus bei der Probe sind zwar nicht eisig. Aber wer nicht spielt, mummelt sich in Steppjacke, Mütze, Handschuhe, Schal und Decke ein – was auch den Zuschauern dringend zu empfehlen ist. Trotzdem: Das Geschehen auf der Bühne lässt die Kälte (fast) vergessen. Und das flotte Spiel wärmt die Darsteller ebenso wie die technischen Anforderungen: Der Transport des Bettes, in dem der beschädigte Nussknacker liegt, ist eine Herausforderung, obwohl die Darstellerinnen gut drauf sind: „Wir waren doch im Gym!“

Liebevoll ist die Ausstattung des Bühnenbildes, die Requisiten sind mehr als einen Blick wert: eine alte Uhr, Püppchen und Zinnfiguren im Regal, Grammophon und Teegedeck am Platz für den Erzähler. Vieles ist in dieser Phase noch improvisiert: Eine Leiter fungiert als Tannenbaumersatz, und die Drehscheibe für die Spieluhrfigur, Mausefalle, Keksdose sowie Mäuseohren und Schnurrhaare sind noch in Arbeit. Und es gibt, wie immer, ein paar Besonderheiten, Mäuse mit Taschenlampen beispielsweise; das Licht, das mal an alte Schwarzweißfotos erinnert, nachts aber bunt und fröhlich wird. Und die Musik: Die hat Justin Wilper für das zauberhafte Geschehen geschrieben. Auf das sich viele freuen: Etwa die Hälfte der Karten seien bereits verkauft, sagt Hauß.

Badische Zeitung, 21.11.2022