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„Ihr seid Piraten, ihr dürft nicht lachen!“

Auch die Proben für das Kinderstück „Jim Knopf und die Wilde 13“ laufen beim Theater im Steinbruch auf Hochtouren

„Bitte nicht das Genick brechen!“ ruft Vorsitzender Clemens Allweyer bei den Proben zum Kinderstück des Theaters im Steinbruch aus dem Hintergrund. Denn die großen und kleinen Piraten kriegen sich mit Lukas und Jim bei dem Stück „Jim Knopf und die Wilde 13“ auf der Bühne ganz gehörig in die Haare und die 23 Kinder von acht bis 17 sowie die erwachsenen Mitspieler sind voller Begeisterung und mit Rieseneinsatz bei der Sache. Mal mahnt Regisseurin Simone Allweyer freilich auch: „Ihr seid Piraten, ihr dürft nicht lachen, ihr müsst böse Gesichter machen, ihr müsst richtig drin sein!“ Sind sie — aber wenn’s doch solchen Spaß macht…

Wäre es nicht so, würden sie sich kaum Abend für Abend im Naturtheater einfinden, um zwei bis drei Stunden zu trainieren. Schon im Januar begannen die Leseproben zu dem Kinderstück, einmal die Woche; seit März wird zweimal pro Woche auf der Bühne geprobt und mittlerweile täglich. Dazu kam ein Probenwochenende, diesmal auf dem Gelände selbst. Bei dieser Gelegenheit haben die Kinder auch ihre Piratenschwerter aus Holz gebastelt und silbern angemalt. Das sieht gefährlich echt aus, sogar Scharten sind dran. Die Kampfszenen werden ganz schön turbulent, weswegen Simone Allweyer das Stück erst für Kinder ab vier Jahren empfiehlt: „Sonst fangen die Kleinsten an zu weinen.“ Aber für alle gilt: Egal, wie verwegen das Geschehen auf der Bühne sein wird, am Ende geht alles gut aus. Auch für die Piraten, die sich gekonnt über den Boden wälzen und zum Schein stürzen. Wie man das macht, hat ihnen Jan Schmidt beigebracht; er spielt den Lukas, ist also mitten drin im Trubel, und hat für die Bühnenkämpfe eigens zwei Fortbildungskurse beim Amateurtheaterverband belegt. Jetzt wirbelt er den Wortführer der Piraten filmreif über die Bühne.

Jim Knopf ist ein technisch äußerst aufwändiges Stück, allein schon von den Requisiten her. „Das wussten wir“, erklärt Simone Allweyer, galt es doch sogar, ein Piratenschiff zu bauen. Anderes war vom ersten Jim-Knopf-Stück 2006 noch da — ein Grund dafür, dass die Fortsetzung dieses Jahr auf dem Spielplan steht. Aber niemand konnte wissen, dass Lok Emma schlapp machen würde und bis zur Reparatur hinten und vorn fehlt. Bei den Proben dient die kleinere Molly als Ersatz.

Aufwändig auch die Bühnentechnik: Beim Gewittergrummeln muss man schon fein hinhören, um festzustellen, ob es vom Band kommt oder echt ist. Wobei echtes Unwetter die kleinen Piraten nicht schreckt. „Wir sind doch Piraten und es regnet kaum mehr“, argumentieren die einen im erfrischenden Nass. „Wir sind Piraten und trinken was“, geben die anderen aus dem Schutz der Tribüne zurück. Doch lange dauert die Regenpause nicht.

Simone Allweyer opfert mindestens einen Tag pro Woche für die Bühne, auch zu Hause am Computer. Den ganzen Winter über hat sie „Jim Knopf“ bearbeitet und gekürzt, damit das Stück inklusive Pause in rund eindreiviertel Stunden gespielt werden kann. „Die Kinder sind so motiviert, da kriegt man so viel zurück“ — das ist ihre Belohnung. Und, das lassen die Proben erahnen: Ein riesiger Theaterspaß für Groß und Klein.

Badische Zeitung, 18.06.2007

„Ich verliere selten die Geduld“

Interview mit der Regisseurin Simone Allweyer

Wir, die Klasse 4a der C.-F.-Meerwein-Schule, interessieren uns zurzeit besonders fürs Theaterspielen, weil wir zum Abschluss unserer Grundschulzeit einige Streiche von Till Eulenspiegel auf die Bühne bringen.

Wir beschäftigten uns mit den Berufen, die mit dem Theater zu tun haben. Wir besuchen auch gemeinsam das Kinderstück „Jim Knopf und die Wilde 13“ im Theater im Steinbruch in Emmendingen, um für unsere eigenen Rollen etwas zu lernen. Morgen ist Premiere.

Wir luden die Regisseurin Simone Allweyer in unsere Klasse ein. In den Tagen zuvor haben wir gemeinsam Interviewfragen vorbereitet. Zuerst erzählte Frau Allweyer vom diesjährigen Theaterstück und dann durften wir Fragen stellen.

Klasse 4a: Wie sind Sie Regisseurin geworden?
Simone Allweyer: Mein eigentlicher Beruf ist Krankenschwester, aber Theaterspielen war schon immer mein Hobby. 1991 habe ich in Emmendingen bei der Volksbühne zum ersten Mal gespielt. Dann haben sie dort eine Regisseurin gesucht. Ich habe mich beworben und habe die Aufgabe übernehmen können. Das war meine erste Inszenierung.
Klasse 4a: Bei welchen Stücken haben Sie schon Regie geführt?
Allweyer: Insgesamt habe ich bei zehn Stücken Regie geführt: Die kleine Hexe, Das kleine Gespenst, Die dumme Augustine, Maschimaschine, Jim Knopf, Peter Pan, Lippels Traum, Das Dschungelbuch, Angstmän und Aufstand der Waldtiere.
Klasse 4a: Welche Stücke haben Ihnen am meisten Spaß gemacht?
Allweyer: Am meisten Spaß hat mir Lippels Traum und das Winterstück „Angstmän“ gemacht.
Klasse 4a: Schreiben Sie die Drehbücher selber?
Allweyer: Nein, eigentlich schreibe ich die Geschichten nur um. Dann machen wir die Musik dazu und schreiben passende Lieder.
Klasse 4a: Macht Ihnen Ihre Arbeit Spaß?
Allweyer: Die Arbeit mit den Kindern macht mir sehr viel Spaß. Außerdem bin ich sehr kreativ und kann hier meine eigenen Ideen umsetzen.
Klasse 4a: Was ist beim Theaterspielen am wichtigsten?
Allweyer: Die Schauspieler müssen laut und deutlich sprechen und dürfen dem Publikum nie den Rücken zeigen.
Klasse 4a: Verlieren Sie bei den Proben manchmal die Geduld?
Allweyer: Ich verliere sehr selten die Geduld, außer Kinder lernen ihre Texte nicht oder kommen zu spät zur Probe.
Klasse 4a: Wie viele Schauspieler gibt es in „Jim Knopf“ ?
Allweyer: Es sind 22 Schauspieler, darunter drei Erwachsene.
Klasse 4a: Um was müssen Sie sich als Regisseurin alles kümmern?
Allweyer: Ich erarbeite mit den Kindern und Erwachsenen, die später die Rollen übernehmen, das Stück. Wenn die Schauspieler den Text können, beginnen die Stellproben. Und dann wird geprobt und geprobt. Dann kümmere ich mich um alles, was zum Theater gehört. Ich suche die passenden Kostüme heraus. Manchmal müssen sie genäht werden. Die Kulissen bespreche ich mit einer Bühnenmalerin, die dann die Kulissen malt. Auch die Requisiten müssen hergestellt werden, das ist viel Arbeit. Wir brauchen viele Helfer, damit das alles klappt.
Klasse 4a: Vielen Dank für das Interview. Jetzt wissen wir über den Beruf des Regisseurs schon recht viel. Viel Glück morgen für die Premiere.

Badische Zeitung, 23.06.2007

Spielerisches Können und voller Einsatz

Kindertheater am Steinbruch hat eine zauberhafte Premiere mit „Jim Knopf und die Wilde 13“

Was lange währt, wird endlich gut: Viele Abenteuer müssen Jim Knopf und sein Freund Lukas, der Lokomotivführer bestehen, bevor die Piratenbande „Wilde 13“ gezähmt ist und das Stück ein überraschendes und glückliches Ende findet. So sind Akteure und kleine wie große Zuschauer zweieinhalb Stunden lang gut beschäftigt und bestens unterhalten — Langeweile kommt in der turbulenten Fortsetzung der Jim-Knopf-Geschichte vom Vorjahr keine Minute auf. Nicht nur die Pause teilt das Kinderstück beim Theater im Steinbruch in zwei recht unterschiedliche Teile: Im ersten Teil sind Jim Knopf (ein sehr präsenter und authentischer Lorenz Allweyer, der seine Riesen-Rolle glänzend meistert) und Lukas (Jan Schmidt, der immer einen Rat weiß und dessen überzeugende Gestik mit typisch vorgerecktem Kinn so richtig zu der Rolle passt), in wichtiger Mission unterwegs: Sie sollen ihrer winzigen Heimat Lummerland einen Leuchtturm zu besorgen, damit die großen Schiffe das Inselchen nicht mehr rammen können.

Dabei lernen sie viele neue Leute kennen, treffen aber auch auf gute alte Bekannte aus dem Stück „Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer“ . Hilfsbereit wie die beiden sind, stürzen sie sich gleich in neue Abenteuer. Und im zweiten Teil müssen sie es mit der „Wilden 13“ aufnehmen, einer Piratenbande, die ihrem Namen (fast) alle Ehre macht. Wie gut, dass wenigstens die böse Frau Mahlzahn inzwischen zum geheimnisvollen Drachen der Weisheit mutiert ist. Dennoch: Statt leichtfüßig-eleganter Tänze sind nun turbulente Kampfszenen angesagt, Lukas und die kleine Prinzessin Li Si (Lea Striegel) landen hinter Gittern und Jims Lokomotive Molly verschwindet. Als wäre das nicht genug Stoff für eine dramatische Geschichte, erfährt Jim Knopf auch noch das Geheimnis seiner Herkunft…

Die jungen Akteure sind mit einem Feuereifer bei der Sache — und mit viel spielerischem Können und vollem Einsatz, egal ob in einer Hauptrolle oder am Rand der Bühne als Palastwächter oder Vollblut-Renn-Seehund. Hübsche Ideen und viel Musik verleihen der Aufführung ein besonderes Flair. Den Riesen-Magneten, den Jim Knopf und Lukas mit vereinten Kräften kaum „tragen“ können, hievt der freche Halbdrache Nepomuk ganz lässig an seinen Platz, während die beiden Hauptakteure schon wieder mit ihrer Lok Emma unterwegs sind. Sehenswert, wie sich die Piraten in die Schlacht um Emma stürzen und später aufeinander — nicht nur solche Szenen zeigen, dass sich die lange und harte Probenzeit gelohnt hat: Bei diesem Kindertheater stimmt alles.

Das ist das Verdienst von Regisseurin Simone Allweyer und ihrem Team, die hinter den Kulissen gefordert sind. Etliche der jungen Akteure haben zum Premieren-Lampenfieber noch „Umziehstress“ : Weil die Gruppe aus schulischen Gründen etwas kleiner ausfällt als im Vorjahr, hat so mancher Pirat schon einen Auftritt als Meerbewohner oder als eines der anderen Fantasiewesen aus Michael Endes Buch hinter sich. Dem Temperament tut’s keinen Abbruch! Michael Bach hat nicht nur die schwungvolle Musik geschrieben, er fungiert auch als der gestelzte Herr Ärmel und agiert mit dem Schifferklavier als Pirat. Apropos Musik: Wenn die Bande davon singt, dass sie weder die drei Musketiere noch die fantastischen Vier und schon gar kein Elferrat sind, sondern Vollblutpiraten, dann klingt das so mitreißend, dass sicher keiner auf die Idee kommt, einfach mal nachzuzählen. Könnte sich aber lohnen… Noch mehr Spaß macht es, sich das Stück einfach anzugucken und die fantasievolle Geschichte zu genießen. Sie wird nämlich einmal mehr hinreißend präsentiert!

Badische Zeitung, 26.06.2007