Presse

Böser Bube auf der Bühne

LEUTE IN DER STADT: Schauspielschüler Benedikt Bachert (22) führt Regie bei „Beatles an Bord“.

Er war Grundschüler in Wasser, als er seinen ersten Beifallssturm erlebte. Die Zweitklässler hatten ein Theateraufführung für die Erstklässler vorbereitet, ein Stück über einen kleinen Regenbogenfisch. Benedikt Bachert spielte den Oktopus. Er trug einen Lampenschirm auf dem Kopf, über den ein grauer Müllsack mit riesigen Augen drauf gestülpt wurde – an dem baumelten schwarze, mit Watte gefüllte Nylonstrümpfe. „Es war grandios“, erzählt Bachert, „das Gegröhle war unbeschreiblich.“

Er wollte nicht mehr runter von der Bühne. Mit neun Jahren fing er beim Theater im Steinbruch an. Er spielte in „Das kleine Gespenst“ einen Apothekersohn und ließ sich im Dschungelbuch als Oberaffe King Louie in einer Sänfte auf die Bühne tragen. „Das war schon cool“, sagt Bachert.

Er besucht heute die Freiburger Schauspielschule. Und weiß, dass er wohl nie den Prinzen Hamlet spielen wird – eher seinen Onkel Claudius, der dem König Gift ins Ohr träufelt und ein paar Wochen später die Königin heiratet. Bachert ist der Mann für die etwas anderen, die etwas böseren Rollen. „Ich bin der alte Mann, der böse Bürgermeister, der Vater der Hermia im Sommernachtstraum. Ich habe eine kräftige Statur und eine laute Stimme – ich habe keine Probleme, den nörgelnden alten Sack zu spielen.“

Er findet die Festlegung nicht schlimm. „Die Hauptrolle hat meistens der schöne Jüngling, klischeehaft gesagt. Es ist aber viel spannender, den Bösen zu spielen – diese Rollen bieten mehr Facetten.“ Sie bieten auch eine andere Art der Belohnung: „Als Großwesir in Lippels Traum wurde ich ausgebuht“, erzählt er. „Das fühlt sich im ersten Moment etwas komisch an, aber dann wird einem klar: Es hat geklappt – die Kinder sehen in dir das personifizierte Böse.“

Langsam wuchs er beim Theater im Steinbruch auch in den Job des Regisseurs hinein. Er gab Kindern Schauspielunterricht, er guckte anderen Spielleitern über die Schulter und half ihnen als inoffizieller Regieassistent. Das sozialkritische Jugendstück „Streetkids“ im Jahr 2011 war seine erste eigene Inszenierung – vom Abitheater am Goethe-Gymnasium mal abgesehen.

Am Freitag feiert „Beatles an Bord“ Premiere im Emmendinger Cinemaja. Die Musical-Komödie um die drei französischen Stewardessen Babette, Jeanette und Raclette ist Bacherts erste Regiearbeit für ein erwachsenes Publikum. Und eine Herausforderung. Zum einen, weil das ganze Stück von nur drei Schauspielerinnen bestritten wird, die außerdem auch noch singen. Zum anderen, weil sie dabei von der Band „The Groovties“ live begleitet werden. Das Interesse ist groß – alle vier Vorstellungen sind ausverkauft.

Bachert hatte ein bisschen Angst, als er den Job annahm. Seine Schauspielerinnen sind zehn Jahre älter als er, mindestens. Eine von ihnen, Simone Allweyer, war früher Bacherts Regisseurin im Kindertheater. Seine Sorgen, erzählt Bachert, waren unbegründet. „Es ist eine schöne Situation, dass ich da was zurückgeben kann“, sagt er.

Er hat noch nicht entschieden, ob er später lieber als auf der Bühne stehen oder Regie führen will. „Ich sehe mein Schauspielstudium nicht als Endpunkt. Danach habe ich auf jeden Fall eine super Grundausbildung. Darauf kann ich aufbauen.“ Er arbeitet gerne mit Kindern, sagt Bachert – und könne sich vorstellen, als Theaterpädagoge zu arbeiten. Er will sich auf jeden Fall Zeit lassen mit der Entscheidung. Auch deshalb, weil er sich die Option Regie offenhalten will. „Wenn man ein paar Jahre Erfahrung im Schauspielerberuf hat, kann man stressfreier ins Regiefach wechseln.“

Im Steinbruch übt er schon mal fleißig. Bachert wird auch beim Kinderstück im Sommer Regie führen – auf dem Spielplan steht „Die kleine Hexe.“

Badische Zeitung, 13.02.2014

Da geht wirklich alles schief

Ein gelungener Chaosflug / Theater im Steinbruch präsentierte Beatles-Songs und derben Humor.

Bei der Airline „Jetbaguette“ geht alles schief, was auf einem Flug nur schiefgehen kann. Doch die drei französischen Flugbegleiterinnen, Babette, Jeanette und Raclette nehmen es mit Fassung und ’umor. Sie boten ihren Fluggästen auf dem Chaosflug ein kurzweiliges „Unter’altungsprograam“, gespickt mit zwei Dutzend Beatlessongs, begleitet von der Band „The Groovties“.

Ob der Flug der Airline „Jetbaguette“ vom C-F-Meerwein International Airport Emmendingen nach Paris – Charles de Gaulle glimpflich endet, war zu Anfang noch unklar. Die Tupolew 1964 ist marode, der Flugzeugtank hat ein Leck und das Flugzeug kann nur mit Rückenwind abheben. Nicht die besten Voraussetzungen. Babette, die Flugangstbegleiterin, Jeanette, die Flugbegleiterscheinung, und Raclette, der „Flubi-Azubi“, versuchen von den zahlreichen Pannen abzulenken. Meist gelingt ihnen das auch. An deutschen ’umorwitzen reiht sich in der zweistündigen Vorstellung einer an den anderen.

Der tote Copilot, der von Jeanette zersägt und in der Gepäckablage verstaut wurde, und die vielen Witze über das Abstürzen sollen makaber sein. Auf der anderen Seite zuviel Gleiches. Der etwas festere Lehrling Raclette wird ständig gemobbt à la „zu fett für den Fallschirm“. Leider ist der Humor selten niveauvoller. Der französische Akzent der Flugbegleiterinnen und des lallenden Capitains, den man immer wieder über die Bordansage hört, bis er sich versehentlich bei der Nutzung des Schleudersitzes umbringt, machen die plumpen Witze wieder wett.

Pfiffige Ideen indessen weist die Musik auf. Hier glänzen die Band „The Groovties“ und die drei Sängerinnen. Viele Beatlessongs bekommen ein neues Outfit und werden gekoppelt, etwa „Good Day Sunshine“ und „Here comes the Sun“. Nachdenklich und sphärisch wirken die Soloballaden „Yesterday“ (Glanzleistung von Silvia Bender) und „Fool on the Hill“ (toll gesungen von Simone Allweyer). Viele der zwei Dutzend Songs sind passend in die Handlung eingeflochten, „Help“ ist der gesungene Hilferuf beim nächsten Malheur. Andere kommen auf Umwegen daher, um einen weiteren Song präsentieren zu können. Raclette erinnert sich an die Cowboy- und Indianerspielchen ihrer Kindheit. Das führt zu „Love me do“ als Country-Nummer. Herzzerreißende Komik kommt in dem Stück trotzdem nicht zu kurz, etwa bei den verschiedenen SOS-Rufen, mal gesteppt, mal gejodelt in Erinnerung an den großartigen Loriot „Dudödeldi“.

„Beatles an Bord“ – das Comedycal von Enrique Keil unter Regie von Benedikt Bachert, koppelte gute Musik mit derbem Humor. Die drei Darstellerinnen, Simone Allweyer, Jasmin Baumgratz und Silvia Bender, bewiesen meist Tonsicherheit und ließen den Chaosflug wie im Fluge vergehen. Wer ihn buchen möchte, kommt leider zu spät. Bei den beiden nächsten Vorstellungen am Wochenende sind alle Plätze ausgebucht. Kleine Hoffnung für künftige Passagiere: Eine Wiederaufnahme ist für den Herbst geplant.

Badische Zeitung, 18.02.2013

Beatles in the Air: Schwungvoller Theaterwitz

Theater im Steinbruch hebt ab – dank guter Musik

Das geniale an der Beatles-Musik, genauer an der Kompositionskunst von Lennon/McCartney und George Harrison hilft in diesem Falle sehr – und natürlich das Talent der Mitwirkenden:

„Beatles an Bord“, das neue (in der Maja-Bühne ausverkaufte) Saalstück des „Theater im Steinbruch“ (von Enrique Keil, Regie: Benedikt Bachert) bietet einen Tupolev-Chaosflug, mit Ängsten, Streit, viel „Comedycal“ und drei Stewardessen (gesanglich erstaunlich: Simone Allweyer, Jasmin Baumgratz, Silvia Bender). Dazu Beatles-Livemusik mit den „Groovties“ und jede Menge Sound-Einspielungen, die immer an den möglichen, bevorstehenden Absturz erinnern und meist vom Kapitän im Cockpit kommen (der Co-Pilot liegt schon tot im Gepäckfach). „Dieses Flugzeug ist sicher, so lange es nicht in die Luft geht“.

Nicht nur musikalisch ist hier einiges geboten (Leitung: Michael Bach, Gesangsleitung: Stefan Rheidt), es macht wirklich Spaß, dem fulminanten Ablauf zu folgen, auch wenn mancher Witz im Tiefflug daherkommt und die Strecke Emmendingen – Paris in ihrer Absurdität leicht provinziell wirkt. Trotzdem: Komik, Klamauk und tolle Songs schaffen es zeitweise zum „Rundumvergnügen für die Fluggäste“ in der Maja, die nach fast jedem der vielen Beatles-Songs (von „Magical Mystery Tour“ bis „Here comes the sun“ und „Yesterday“) Szenenapplaus gaben. „Lucy in the sky with diamonds“, „It’s a real nowhere man“ – wieso passen die Stücke so gut und die Stimmen sind so präsent? Lob an das Stück, die Musik und die Bühnen-Technik! Gibt es das T-Shirt („Wir haben überlebt“) zu kaufen? Und wenn es langweilig werden könnte, hören wir das nächste Stück: „Help!“

Und die gute Nachricht für alle, die diesmal keine Karten bekommen haben: Im Herbst ist eine Wiederaufnahme des Stücks geplant.

Emmendinger Tor, 20.02.2013

Die Zeit verging wie im Flug

Die Presse überschlug sich im Frühjahr mit Lob, die Vorstellungen waren voll, kein Wunder also, dass auch die Wiederaufnahme am Freitag im CineMaja sofort ausverkauft war. Und wer eine Karte ergattern konnte, durfte sich freuen, gut drei Stunden in Begleitung dreier charmanter Flugbegleiterinnen verbringen zu können, die mit Sprachwitz und großartig ausgebildeten Stimmen gesegnet, die Zeit wie im Flug vergehen ließen. Das Comedy-Musical „Beatles an Board“ hat mit seinen Darstellerinnen Simone Allweyer, Jasmin Baumgratz und Silvia Bender (unterstützt von der Band „The Groovties“) und der mit Beatles-Songs durchwirkten Story eines beinahe-katastrophalen Emmendingen-Paris-Flugs mit Air Baguette das Zeug zum Klassiker. Ohne Premierendruck genossen die Schauspielerinnen ihr Spiel, souverän in den bekannten Songs, der Bewältigung der enormen Textmasse und mit stehendem Applaus gefeiert. Wer jetzt leer ausging, könnte vielleicht noch bei der Aufführung am Sonntag, 3. November, Erfolg haben.

Emmendinger Tor, 30.10.2013