Presse

Acht Frauen und ein Mord pflegen beste Agatha-Christie-Tradition

Das Winterstück des Theaters im Steinbruch begeisterte auf der Maja-Bühne die Zuschauer / Alle Vorstellungen sind bereits ausverkauft

Alle vier Vorstellungen von „Acht Frauen“ waren rasch ausverkauft. Der Regisseur Gunter Hauß vom Theater im Steinbruch inszenierte die Komödie nach dem Theaterstück Huit Femmes des französischen Schriftstellers und Regisseurs Robert Thomas mit viel Witz und Esprit. Der französische Filmregisseur François Ozon hat das fast vergessene Theaterstück im Jahr 2002 verfilmt.

Auch wenn der Plot bekannt ist, verliert die Komödie nichts von ihrem Reiz. Es liegt vor allem an der Überzeichnung der einzelnen Charaktere, an der Zuspitzung der Handlung durch die Dialoge, die Einblick geben in das Innenleben der acht Frauen und eben auch des ermordeten Marcel, dessen Geschäfte nicht mehr so gut laufen wie anfangs gedacht.

Es ist Winter. Das Haus von Marcel befindet sich irgendwo auf dem Lande in Frankreich Ende der 50er-Jahre. Im Haus gibt es zwei Hausangestellte: Madame Chanel (Silvia Jessen) als Köchin und das neue Dienstmädchen Louise (Simone Bockstahler). Und natürlich Gaby, die Ehefrau von Marcel. Dazu kommen ihre beiden Töchter, Catherine (Anja Futterer) und deren größere Schwester Susanne (Thea Weisser), die gerade zu Besuch gekommen ist. Ebenfalls im Haus wohnen Schwiegermutter Mamy (Gunda Turowski) und Augustine (Christina Menner), eine alte unscheinbare Jungfer, die Schwester von Gaby.

Nach der Ankunft von Catherines Schwester will das Dienstmädchen Marcel einen Tee servieren. Statt dessen entdeckt sie den Tod von Marcel und lässt vor lauter Schreck ihr Tablett fallen. Danach schließt Catherine die Tür ab, so dass die sieben Frauen des Hauses unter sich sind.

Die Bühne ist spärlich, aber wirkungsvoll eingerichtet. Ein Raum mit zwei Türen, eine Sitzecke mit einem Tisch, einem Schaukelstuhl und einem Klavier. Die beste Kulisse also für ein Kriminalstück in Agatha-Christie-Tradition. Nur fehlt hier eine Miss Marple, die durch gezielte Befragung und scheinbar unwichtige Einwürfe den Täter macht. Das besorgen die Frauen unter sich. Die gerne Krimi lesende Catherine, die nicht wie ein kleines Kind behandelt werden will, schließt die Tür zu Marcels Zimmer zu. Sie hat Angst, dass der Mörder zurückkehren würde und die Spuren verwischt. Doch ein Anruf bei der Polizei ist nicht möglich, da die Telefonkabel durchtrennt sind. So langsam beginnen sich die sieben Frauen gegenseitig zu verdächtigen. Die gutbürgerliche Fassade gerät bei allen dabei ins Wanken.

Turbulent wird es, als die achte Frau auf die Bühne tritt. Es ist die Schwester von Marcel, Pierrette (Jasmin Baumgratz), die durch Kleidung und Verhalten den Kontrapunkt zu den anderen Frauen setzt. Natürlich steht sie zunächst im Mittelpunkt des Geschehens. Und sie wird zur Zielscheibe der Verdächtigungen.

Das Theaterstück lebt von diesen acht unterschiedlichen Charakteren, lässt sie mal gegeneinander auflaufen, mal verbünden sie sich. „Es geht Schlag auf Schlag“, wie ein Besucher meint. Nur eines können sie nicht, sich dem Geschehen entziehen. Angetrieben von der Frage, wer ist der Mörder? Welche Beziehung haben die Frauen zu Marcel? Fest steht, der Mörder befindet sich im Hause. Mehr wird nicht verraten.

Alle acht Schauspielerinnen bestechen in ihren Rollen und haben sich den starken Applaus des Publikums redlich verdient.

Badische Zeitung, 03.02.2014

Wer hat Hausherr Marcel ermordet?

Theater im Steinbruch begeisterte mit Winterstück – zweimal ausverkauftes Haus

„8 Frauen“ ist eine französische Filmkomödie mit Krimi-, Melodram- und Musical-Elementen. Als literarische Vorlage diente das Theaterstück „8 femmes“ von Robert Thomas, das 1962 in Paris uraufgeführt wurde. Das „Theater im Steinbruch“ hat den Theaterklassiker für sein Winterstück ausgewählt. Am vergangenen Wochenende feierten Regisseur Gunter Hauß und die Darsteller in der Maja-Kulturbühne erfolgreiche Premiere. Beide Veranstaltungen waren restlos ausverkauft.

Die Story ist schnell erzählt: Eine verschneite, einsame Landvilla im Frankreich der 1950er-Jahre wird zum Schauplatz einer Tragödie. Acht Frauen, sechs weibliche Familienangehörige und zwei weibliche Hausangestellte, sind die handelnden Akteure. Im Mittelpunkt steht der tote Hausherr namens Marcel, der im Stück jedoch nicht zu sehen ist. Als Hausmädchen Louise (Simone Bockstahler) ihm das Frühstück ins Zimmer bringen will, und diesen im Bett mit einem Messer im Rücken auffindet, nehmen die Ereignisse ihren Lauf: Die Polizei kann nicht verständigt werden, denn die Frauen sind völlig von der Außenwelt abgeschnitten, das Telefonkabel ist durchtrennt, das Auto springt nicht an und die hohen Mauern und die gewaltigen Schneemassen machen ein Verlassen des Grundstückes einfach unmöglich. Als dann noch Pierette (Jasmin Baumgratz), die Schwester des Opfers, auf mysteriöse Weise im Landhaus eintrifft, ist die Aufklärung des Mordes bereits in vollem Gange.

„Wie steht’s eigentlich um Papas Geschäfte? Hat er Schwierigkeiten mit dem neuen Teilhaber der Fabrik?“, fragen sich die Töchter Susanne (Thea Weisser) und Catherine (Anja Futterer). Ist es ein Täter oder eine Täterin? Oder: Wer erbt das Vermögen des Hausherrn? Fragen über Fragen, die letztendlich in gegenseitige Anschuldigungen, Verdächtigungen, Zickereien und heftige Handgreiflichkeiten mündeten, denn allen war klar, dass die Mörderin unter den Anwesenden zu finden ist. Peu à peu kam die volle Wahrheit ans Licht. Tante Augustine (Christina Menner) meinte zu wissen, dass der tote Marcel mittellos ist. Ihre heimliche Liebe für den Mann ihrer Schwester Gaby (Beate Arnold) ist jedoch genauso ein handfestes Mordmotiv, wie Gabys Affäre mit Marcels Unternehmenspartner Jacques oder die Liason der Hausangestellten Louise mit ihrem Dienstherrn. Auch die Schwester des Toten ist verdächtig. Denn Pierette war ebenso mit Jacques liiert und im Testament ihres Bruders wird sie großzügig bedacht. Kurzum, zum Schluss waren alle in einem Boot, getreu der biblischen Maxime „Wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein“. Der inszenierte Mordanschlag auf Köchin Madame Chanel (Silvia Jessen), die Trunksucht von Großmutter Mamy (Gunda Turowski), der Schwächeanfall von Augustine, ein ominöser Brief und vieles mehr sorgen ebenso dafür, dass es dem Publikum nicht langweilig wird und das Rätselraten um die Mörderin kein Ende nimmt.

Wie es weitergeht? Das wird hier nicht verraten. Denn noch stehen zwei Vorstellungen aus. Am nächsten Freitag und Samstag geht’s in der Maja-Kulturbühne weiter. 

Emmendinger Tor, 05.02.2014