Presse

Bühne frei für 1001 Nacht

Hervorragende Schauspielkunst nach nur vierwöchiger Bühnenprobe

Endlich wieder auf der Bühne stehen! Hochmotivierte 15 Kinder und Jugendliche gaben am Sonntagnachmittag die Premiere zum Märchenstück „1001 Nacht“ von Tobias Goldfarb. Von den 142 großen und kleinen Zuschauern gab es nach eineinhalbstündiger Spannung und Spaß tosenden Applaus.

Innerhalb von nur vier Wochen schafften es sowohl die Schauspieler, darunter acht Neulinge, als auch Bühnenbauer Bene Bachert und Requisiteurin Susan Geiger mit weiteren Helfern das bekannte Märchenstück mit orientalischem Flair perfekt in Szene zu setzen.

Nach eineinhalbjähriger Zwangspause seien alle voll bei der Sache gewesen, äußerte sich Regisseurin Silvia Gschwendtner mit Stolz. Anfangs sei sie wegen der Kontaktbeschränkungen nur online, technisch unterstützt von Lorenz Allweyer und Pascal Jessen, mit den Schauspielern verbunden gewesen. Erst vor vier Wochen konnte mit den Proben vor Ort begonnen werden. „Eine Superleistung aller Beteiligten“, bescheinigte auch Vorsitzender Hans-Joachim Wipfler den Protagonisten. Die Coronabeschränkungen hatten nicht nur Einfluss auf die Zuschauerzahl, die nur ein Drittel der sonst voll besetzten Tribüne ausmachte, sondern auch auf die Auswahl des Stückes. Mit dem Märchen konnte man dem bis vor Kurzem geforderten Abstand und Auftritten in Kleingruppen Rechnung tragen, so die Regisseurin.

Mit Slapsticks gespickt über den Zauberer „Abu Wasnu Abu Nuwas“ (Filiz Geiger) überzeugte vor allem Nicolai Jessen in seiner Rolle als autoritärer Sultan Schahryar, der nach und nach süchtig wird nach den Geschichten von Scheherazade, anmutig gespielt von Josephine Blust.

Bemerkenswert waren die Ideen zum Beispiel zur Darstellung des fliegenden Teppichs oder die visuelle und die akustische Höhlenöffnung bei Ali Baba und die 40 Räuber (Technik: Michi Kraus). Auch das Publikum wurde bei einem Zauberspruch um Mithilfe gebeten, das dem lautstark nachkam. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden, um auch die Spannung für die folgenden Aufführungen aufrecht zu erhalten. Schauspiel und Kulisse sind es wert, tausend Geschichten und noch eine mehr von Scheherazade zu hören und zu sehen.

Emmendinger Tor, 30.06.2021

Scheherazade auf Stippvisite im Emmendinger Steinbruch

Mit dem Kinderstück „1001 Nacht“ startete das Theater im Steinbruch in seine diesjährige Aufführungssaison. Wer den Applaus am Ende der Premiere vernahm, wusste: Das Märchen verzauberte.

Es darf geklatscht werden, laut und lange und ohne Einschränkung. Die Premiere des Kinderstücks „Geschichten aus 1001 Nacht“ von Tobias Goldfarb am Sonntag im Theater im Steinbruch war mehr als gelungen. Was Regisseurin Silvia Gschwendtner mit ihrer Truppe vor und hinter der Bühne in nur vier Wochen aktiver Probenarbeit aus dem Boden gestampft hat, ist sehenswert. Beachtlich ist vor allen Dingen die Bühnenpräsenz und Ausdrucksstärke, die die jungen Darsteller in der so kurzen Zeit entwickelt habe.

Munteres Kindergeplapper, schnell noch eine Tüte Gummibärchen oder einen Sekt für die Eltern, die Stimmung kurz vor Premierenbeginn ist fröhlich. Dann der Gong, alle sitzen auf ihren Plätzen, orientalische Musik erklingt.

Als eine tiefe Stimme durch den Steinbruch tönt, wird es schlagartig leise. Alle lauschen der Stimme, die erzählt, dass sich die Menschen seit Anbeginn der Geschichte Märchen erzählen. Dies sei ihre einzige Möglichkeit gewesen, sich auszutauschen und sich zu unterhalten. Die Märchen aus 1001 Nacht, die Geschichten um Sultane und prächtige Paläste aus dem fernen Morgenland üben auch heute noch große Anziehungskraft auf Jung und Alt aus. Und auch im Theater im Steinbruch ist es nicht anders. Sofort sind die Zuschauer konzentriert bei der Sache.

Das Bühnenbild ist nun doch etwas aufwändiger gestaltet, auch die Kostüme. Die Akteure hinter der Bühne haben ebenfalls keine Arbeit gescheut, um eine perfekte Aufführung präsentieren zu können. Und dann beginnen die wundersamen Geschichten, die Scheherazade (Josephine Blust) erzählt, ausdrucksstark und mit sichtlicher Freude am Spiel. Die Rahmenhandlung ist bekannt: Schahryar, der König der Könige (Nicolai Jessen), präsentiert seine schlechte Laune und Gekränktheit perfekt. Er wurde von seiner Sultanine, die einem Händler schöne Augen gemacht hat, betrogen und beschließt, künftig jeden Morgen eine neue Frau zu heiraten, um so nie mehr betrogen werden zu können.

Alle „abgelegten“ Frauen schickt er in die Verbannung. Dieses Schicksal droht auch Scheherazade, doch ihre besondere Erzählkunst holt sie aus der Verbannung zurück. Schahryar, der eigentlich Geschichten hasst, ist bis aufs Äußerste genervt und gelangweilt von den Erzählungen von Dunyazade (Klara Bührer) und Scheherazade darf wieder zurück.

Als erstes zieht den Schahryar auf der Freilichtbühne die Geschichte vom Plapperbarsch in Bann, ein Fisch, der spricht, wenn er gebraten wird. Raschid, der Grausame (Emma Kottmeier), will den Fischer, der beim Angeln den kleinsten Fisch an der Angel hat, töten. Als ein Fischer eine Flasche angelt und meint, dass sich in ihr auch ein Wal verstecken könnte, schreien die Kinder vor Vergnügen.

Regisseurin Silvia Gschwendtner hat viel Wortwitz in ihre Inszenierung eingebaut, immer wieder lockert dies die Spannung. Auch, als Ali Baba (Lara Gehlen) in der nächsten Geschichte nicht mehr weiß, wie der „Tresor“ mit den geraubten Schätzen zu öffnen ist und statt „Sesam öffne dich“ „Vollkorn-Mohnstreusel“ vor sich hinplappert, müssen alle lachen.

Nach der Pause erzählt Dunyazade anstelle ihrer Schwester Scheherazade Geschichten, die so langweilig sind, dass Schahryar ausgesprochen schlechte Laune bekommt. Er will nicht wissen, warum eine Gurke nicht in den Salat möchte und auch nichts hören von „… es war einmal“. Als Dunyazade nicht mal die Geschichte von Aladdin (Layla Jessen) und seiner Wunderlampe zu Ende erzählen kann, öffnet dies Scheherazade den Weg zur Rückkehr.

Die Geschichten, die auf der Freilichtbühne erzählt werden, hat Silvia Gschwendtner nicht nur kindgerecht, sondern auch ausgesprochen munter und mit viel Liebe für witzige Details inszeniert. Witzig ist auch Abu Wasnu/Abu Nuwas (Filiz Geiger), mit der vorwitzigen Puppe auf dem Geländer, die Schahryar ständig zu sagen versucht, was er tun soll.

Kein Hänger, kein Patzer – die Darsteller sind allesamt mit großer Freude bei der Sache, die Vorstellung ist eigentlich viel zu schnell vorbei. Das Publikum ist begeistert und klatscht und klatscht. Die Stimmung nach der Aufführung ist bestens: Freilufttheater, wie es besser kaum hätte sein können, Corona zum Trotz.

Badische Zeitung, 29.06.2021

Paläste aus 1001 Nacht entstehen im Emmendinger Steinbruch

Die Regisseurin Silvia Gschwendtner probt aktuell „1001 Nacht“ als Kinderstück für die Saison des Theaters im Steinbruch in Emmendingen. Ein Kraftakt wegen der geltenden Corona-Bestimmungen.

Corona hat Kunstschaffende viele Monate lang Schach-matt gesetzt. Jetzt, da der Kulturbetrieb wieder anläuft, bringt dies den Veranstaltern Arbeit und Organisationsaufwand. Auch den Theaterleuten von der Emmendinger Freilichtbühne am Steinbruch. Doch trotz des Aufwands ist die Freude groß darüber, dass es jetzt wieder heißt: „Bühne frei“.

Jeder Schauspieler darf nur mit dem eigenen Pinsel geschminkt und dem eigenen Kamm gekämmt werden. Außerdem können nur jeweils zwei Schauspieler gleichzeitig in die Garderobe, um das Kostüm zu wechseln. Und überhaupt: Es dürfen nur fünf Schauspieler gleichzeitig auf die Bühne. Und doch: Alle Schauspieler sind mit großer Freude dabei, wenngleich sie in diesem Jahr doppelt und dreifach gefordert sind. Denn anstatt sich ein halbes Jahr vorzubereiten und zu proben, müssen sie nun samt den Kollegen hinter der Bühne die Aufführung in gut vier Wochen „aus dem Boden stampfen.“

Und das macht nur der, der für den Theaterbetrieb brennt. Wie Silvia Gschwendtner zum Beispiel, seit 2012 mit von der Partie beim Theater im Steinbruch. Sie führt Regie beim diesjährigen Kindertheaterstück „1001 Nacht“ von Tobias Goldfarb und hat zunächst ungezählte Stunden damit verbracht, Stücke zu lesen und auszuwählen, um schließlich eines davon coronakonform auf die Bühne zu bringen. Robin Hood war das Stück, das der Verein im vergangenen Jahr geplant hatte, doch das musste sie ad acta legen – zu viele Massenszenen, zu viele kleine Schauspieler auf einmal auf der Bühne.

Jetzt also „1001 Nacht“: In dem Stück spielen 15 Kinder, die die Regisseurin in drei Gruppen eingeteilt hat. Agieren sie gemeinsam während des Spiels, dann mit entsprechendem Abstand – zum Beispiel im Palast und auf der Fläche davor.

Vom aktuellen Kinderensemble standen neun Kinder zuvor noch nie auf der Bühne, vier hat Silvia Gschwendtner via Zoom kennengelernt. Von ihnen wusste sie nicht, wie sie sich bewegen, wie sie spielen, wie stark ihre Stimmen sind. „Das war eine große Herausforderung für die Kinder, aber alle waren sehr motiviert und haben ihre Sache großartig gemacht“, lobt die Regisseurin.

Dann traten Lockerungen in Kraft. Die Proben liefen an, streng nach Vorschrift mit Test und Masken. Die bleiben abseits der Bühne nach wie vor im Gesicht, lediglich beim Spiel auf der Bühne dürfen sie die Schauspieler abnehmen; kein Vergnügen, wenn sich Thermometer an der 30-Grad-Marke einpendelt.

Der Steinbruch bietet eine wunderbare Naturkulisse. Die Probe beginnt mit Stimmübungen, die immer komplizierter werden. Die Kinder stehen im Kreis und sind konzentriert bei der Sache: „Macht euch locker“, sagt Silvia Gschwendtner und steigert nach und nach das Tempo der Übungen. Alle halten mit. Und dann heißt es: ab in die Kostüme.

Bei der Auswahl des Stücks hat Silvia Gschwendtner auch darauf geachtet, dass in der theatereigenen Nähstube nicht zu viele komplizierte und aufwändige Kostüme genäht werden mussten. Vier Wochen sind kurz und alle, die beim Theater im Steinbruch mitmachen, sind Laienspieler, sind in Beruf und Familie eingebunden. Auch das Bühnenbild muss in vier Wochen stehen, Licht und Ton ebenso. Die Musik muss passend zu den Szenen eingespielt werden. Auch hier: Vier Wochen müssen reichen.

Nach und nach kommen die Schauspieler umgezogen zurück auf die Bühne. „Im Orient trägt man Hüfthosen“, sagt die Regisseurin und zupft am Kostüm. Wie der meterlange Sari richtig gebunden wird, muss noch geübt werden. Auch das Binden der Turbane sieht alles andere als einfach aus.

Orientalische Musik erklingt im Steinbruch, die Probe beginnt. Die Regisseurin ist konzentriert und gleichzeitig die Ruhe selbst. Sie hilft den Schauspielern mit Gestik und Mimik, geht mit, gibt dem Tontechniker Handzeichen für den richtigen Einsatz der Musik. Dann ist die erste Szene durch. Hundert Fragen prasseln auf Silvia Gschwendtner ein, sie und Regieassistent Lutz Konkol beantworten jede.

Mittlerweile ist auch die Friseurin eingetroffen, es geht um die Frisuren der Prinzessinnen. Silvia Jessen hat Fotos auf dem Handy mitgebracht, die Prinzessin ist begeistert. Dann wird weitergeprobt. „Sei verträumt. Du erzählst Geschichten“, ermuntert Silvia Gschwendtner eine Prinzessin. Dann unterbricht sie: „Hörst Du das Flugzeug? Da musst du drüber“, erklärt sie einer Darstellerin, die zu leise gesprochen hat.

Eineinhalb Stunden sind vorbei. Nach wie vor sind alle konzentriert bei der Sache. Ali Baba lässt die Belehrungen seines Vaters zum x-ten Mal geduldig und genervt über sich ergehen, Scheherazade blickt wieder und wieder ihrer Verbannung entgegen, die Räuber schwingen ihre Schwerter von mal zu mal mutiger und schwungvoller. Die Geschichten aus 1001 Nach, die in diesem Jahr auf der Emmendinger Freilichtbühne erzählt werden, sind voller Magie, entführen die jungen Zuschauer in eine Welt märchenhafter Schätze, wundersamer Geheimnisse und riesiger Geister, die den Menschen von jetzt auf gleich zum Bettler oder zum König machen können. Und ab und ab sind es schwache, wehrlose Menschen, die böse Herrscher mit Güte und Liebenswürdigkeit besiegen. Scheherazade ist ein solcher Mensch, denn ihr gelingt es, den autoritären Sultan Schahryar mit ihren spannenden Geschichten aus 1001 Nacht zu fesseln…

Die Szenen und Geschichten werden geprobt, immer wieder. Silvia Gschwendtner ist perfekt im Improvisieren. Das noch nicht gekürzte Kleid der Prinzessin wird kurzerhand mit einem Haargummi hochgebunden, dann wird weiter geprobt. Silvia Gschwendtner hat schon in anderen Theatern Regie geführt. Seit 2012 ist sie im Theater am Steinbruch mit von der Partie, hat hier schon den Spielbetrieb geleitet und nun ihren „Hut in den Ring geworfen“ wie sie sagt. Bis zur Premiere am Sonntag, 27. Juli, sind noch jede Menge Proben angesetzt. Silvia Gschwendtner weiß, dass die Jugendlichen nach den langen Wochen des Lockdowns und Homeschoolings in der Schule ganz besonders gefordert sind. Dass sie trotzdem so engagiert bei der Sache sind, freut die Regisseurin – und dass die jungen Darsteller beim Schlussbild alle auf die Bühne dürfen – dass kann sie fast noch nicht glauben.

Badische Zeitung, 17.06.2021

„Theater im Steinbruch“ startet in die Saison 2021

Nachdem die Theatersaison 2020 der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen ist, sind die Akteure des „Theaters im Steinbruch“ nun umso motivierter und brennen richtig darauf wieder auf der Bühne zu stehen. Bis zu den Premieren-Vorstellungen des Kinder- und Erwachsenenstücks bleibt nur noch wenig Zeit und die Proben laufen auf Hochtouren. WZO-Redakteur Thomas Gaess besuchte das Freilichttheater am Wochenende und sprach mit den Verantwortlichen.

Derzeit wird im Steinbruch fast jeden Tag geprobt und die Regisseure sind mit den Ergebnissen sehr zufrieden. Angepasst an die besondere Situation wurden geeignete Stücke ausgewählt, die einen gesicherten und coronakonformen Probenbetrieb in Kleingruppen zulassen. Silvia Gschwendtner und ihre Laiendarsteller studieren das Kinderstück „1001 Nacht“ ein, ein echter Klassiker. Das Stück „Robin Hood“, das eigentlich im letzten Jahr zur Aufführung kommen sollte, sei in der Pandemie nicht geeignet, denn da werde gesungen und gekämpft, erklärt die Regisseurin.

Jede Szene wird einzeln geprobt. Seit rund zwei Wochen sind die 15 Akteure im Alter zwischen zehn und 28 Jahren nun auf dem Freilichtgelände im Einsatz. „Die Vorbereitungen laufen sehr gut. Seit anderthalb Wochen dürfen wir mit bis zu 20 Darstellern proben“, zieht Gschwendtner am vergangenen Freitag Bilanz. Doch die Zeit drängt und die Premiere rückt näher. Unter normalen Umständen sind sechs Monate anberaumt, um das Stück einzustudieren. Dieses Jahr haben die Beteiligten nur noch vier Wochen Zeit und die Tatsache, dass beim Kinderstück neun neue Akteure auf der Bühne stehen, macht die Sache für die Regisseurin nicht einfacher. Nichtsdestotrotz sind alle hochmotiviert und freuen sich auf die Auftritte. Vor rund zwei Monaten haben die Vorbereitungen angefangen. Die Rollen wurden verteilt und Zuhause einstudiert. Die ersten Proben fanden noch per Videokonferenz statt. Auch der Bühnenbau und die entsprechende Technik seien relativ kurzfristig bewerkstelligt worden. „Es gab viel Arbeit im Hintergrund“, so Gschwendtner.

Während der gut einstündigen Probenarbeit hält sich die Regisseurin weitgehend zurück, beobachtet genau und macht fleißig Notizen. Danach kommt die „Manöverkritik“, die moderat ausfällt. „Genießt eure Texte und haltet immer die Köpfe oben, wenn ihr sprecht, damit euch die Zuschauer besser sehen können“, merkt sie an. Im Laufe der Arbeit wurden manche Szenen angepasst. Das Kinderstück von Tobias Goldfarb wird in der Originalfassung gespielt. „Mit den spannenden Geschichten aus 1001 Nacht entführen wir unsere jungen Zuschauer in eine Welt von märchenhaften Schätzen, wundersamen Geheimnissen und gewaltigen Geistern“, macht die Regisseurin, die von Kathleen Blust, Annika Busch und Lutz Konkol (Regie-Assistenz) unterstützt wird, Lust auf mehr. „Corona bedingt mussten wir leider eine Rolle streichen. Fünf Rollen sind doppelt besetzt.“ Die Premiere startet am 27. Juni, die Derniére ist für den 8. August geplant. Insgesamt sind 12 Aufführungen terminiert, die meisten finden am Sonntag statt. Die Spieldauer inklusive Pause beträgt anderthalb Stunden.

Die 19 Amateurschauspieler des Erwachsenenstücks „Gretchen 89 ff.“, das eine Woche nach dem Kinderstück Premiere feiern wird, begannen am 26. Mai mit den Präsenzproben. Alle haben sich im Vorfeld Zuhause und über „Zoom“ gut darauf vorbereitet. Leseproben und anderes mehr wurden per Internet durchgeführt. Das coronakonforme Erwachsenenstück präsentiert sich in einer neuen, ungewohnten Form. Es werden zehn komplett autarke Szenen aufgeführt. Autor Lutz Hübner liefert den passenden Stoff dafür. Mit „Gretchen 89 ff.“ lässt er das Publikum hinter die Kulissen des Theaters blicken und an skurrilen, humorigen Probeprozessen teilhaben. Die Besucher sind sozusagen mittendrin. Am Beispiel der „Kästchenszene“ des Gretchens aus Goethes Faust – bei Reclam zu finden ab Seite 89 ff. – werden die Stereotype des Theaters in schonungsloser, offener Weise zur Schau gestellt. Benedikt Bachert führt Regie und wird von Regine Bachert unterstützt. Durch die komplett autarken Szenen mit jeweils nur zwei Darstellern (Regisseur und Schauspieler) wäre eine eventuell nötige Umbesetzung kein Problem. Wenn es erforderlich wäre, könnten auch einzelne Szenen weggelassen werden, erklärt Gunter Hauß, Schauspieler und Marketingverantwortlicher des Theatervereins. „Dieses Stück ist ganz anders als unsere bisherigen Aufführungen. Das ‚Gretchen‘ ist eher für eine Saalveranstaltung geeignet. Der Vorteil dabei ist, dass wir in kleinen Gruppen arbeiten können“, erklärt der Regisseur. Bachert ist mit der Probenarbeit sehr zufrieden, zumal die Akteure in den letzten drei Monaten ihre Hausaufgaben gewissenhaft erledigt haben. Anders als die Regisseurin des Kinderstücks klinkt er sich aktiv in die Szenen ein und gibt den Darstellern lautstark Hilfeleistung in Sachen Aussprache, Betonung, Gestik oder Mimik. Somit fällt die Kritik danach nur kurz aus.

Bei unserem Besuch am Freitag standen die Proben zum Szenenstück „Die Diva“ an, die sich selbst für die unantastbare Göttin des Theaters hält, deren Ansprüche aber an der Realität scheitern. Silvia Bender als Schauspielerin und Olav Seyfarth in der Rolle des Regisseurs setzen die spielerischen Vorgaben schon gut um. Doch Benedikt Bachert will noch mehr und stachelt die Akteure zu Höchstleistungen an. Nach zwei Proben wird erstmal eine Pause gemacht und dann geht es weiter. „Innerhalb von vier Wochen müssen die Szenen perfekt im Kasten sein, da gibt es noch viel zu tun“, so Bachert im WZO-Gespräch. Die gesprochenen Texte orientieren sich absolut am Original. Die Premiere findet am 2. Juli statt. Bis zum 14. August sind insgesamt 15 Aufführungen vorwiegend am Freitag und Samstag geplant. Die Spieldauer inklusive Pause beträgt zweieinhalb Stunden. „Wir sind eines der wenigen Amateurschauspieltheater in der Region, die in der Pandemiezeit mit einem vollen Programm aufwarten“, erklärt Hauß.

Mit insgesamt 27 Aufführungen zieht man mit den Vorjahren gleich. Doppelvorstellungen wird es keine geben, erstmals sind jedoch Aufführungen am Mittwochabend geplant. Da die Mindestabstände bei den Theatervorstellungen eingehalten werden müssen, kann das Steinbruch-Areal nur zu rund einem Drittel ausgelastet werden. „Wenn es optimal läuft, haben wir Platz für maximal 170 Besucher. In normalen Zeiten können wir bis zu 450 Besucher unterbringen. Deswegen wären wir froh, wenn sich möglichst viele Gruppen für die Aufführungen anmelden würden“, betont der Marketing-Verantwortliche.

Emmendinger Tor, 16.06.2021