Presse

Die Ferien fallen wegen Pippi aus

Ferien? Für die 26 jungen Schauspieler des Kinderstücks „Pippi Langstrumpf“ ist das im Moment ein Fremdwort. Denn am Sonntag, 16 Uhr, haben sie im Theater im Steinbruch Premiere!

Das ist ungerecht! Himmelschreiend ungerecht! Ausgerechnet Pippi Langstrumpf, das stärkste Mädchen auf der ganze Welt, kriegt keine Ferien. Sie geht ja auch nicht zur Schule … Die meisten 26 Schauspieler im Alter zwischen zehn und 20 Jahren, mit denen Isabell Steinbrich das Kinderstück „Pippi Langstrumpf“ einstudiert, sind dagegen Schüler. Aber auch sie haben keine Ferien. Keine Pfingstferien jedenfalls. Denn sie stehen fast täglich auf dem Rasen, der im Freilichttheater die Welt bedeutet, und proben.

„Das war aber nie ein Problem, denn es stand von Anfang an fest, dass die Premiere am Ende der Pfingstferien liegt“, erklärt Isabell Steinbrich. „Wer gesagt hat, dass er da nicht proben will, ist eben nicht dabei.“ Dabeisein, das bedeutet seit November einmal die Woche Schauspieltraining, seit Februar dann zweimal die Woche Arbeit am Stück, ab März bis zu dreimal wöchentlich, ein Probenwochenende und jetzt, in der Endphase, fünfmal die Woche – und eine Probe dauert dann vier Stunden!

Doch sie wollten alle und sind mit einem Eifer bei der Sache, der einfach ansteckend ist und selbst das dritte oder vierte „nochmal“ der Regie überdauert. Steinbrich zeigt, was sie meint, rennt mit „Herrn Nilsson“, Pippis kleinem Affen, über die Bühne, gruppiert die Raufbolde neu, erklärt, wer wann wo sitzen soll. Die Fortschritte sind unübersehbar. Ob Pippi von oben herab oder von unten herauf spricht, ob ein Satz noch ein bisschen vereinfacht werden kann, wie Bennos Bande einen Jungen schikaniert und wie Pippis Freunde ihr die Schule schmackhaft machen – das Detail macht später den entscheidenden Unterschied zwischen einer gelungenen und einer „netten“ Aufführung aus.

Nett wird sie auf jeden Fall bei so vielen jungen Darstellern. Genau darin liegt eine Herausforderung: Die Erwachsenenrollen werden von Kindern und Jugendlichen gespielt, zum Teil in einem witzigen Rollentausch. Jungs stellen die Damen beim Kaffeeklatsch dar (auf eigenen Wunsch, nicht aus „Personalmangel“!), dafür spielen Mädchen die Polizisten. Das Theater bietet eben allen die Möglichkeit, mal was ganz anderes auszuprobieren. Zudem macht so ein Rollentausch das Stück amüsant, bringt ein bisschen von dem ’rüber, was Steinbrich Astrid Lindgrens feine Ironie nennt. „Ich glaube, sie hat gar nicht nur für Kinder geschrieben“, sagt sie; und inszeniert folgerichtig so, dass die ganze Familie etwas vom Stück hat: nicht auf dem Niveau der Fünf- bis Achtjährigen, sondern für alle Altersgruppen, mit einer kleinen Liebesgeschichte, Traumsequenzen und harte Rammstein-Musik – und mehr wird jetzt wirklich nicht verraten!

Badische Zeitung, 21.06.2011

Neues vom Pippi-Planeten

Kinderstück kam bei der Premiere am Sonntag gut an

Am Sonntag hatte das diesjährige Kinderstück „Pippi Langstrumpf“ im Theater im Steinbruch Premiere. Das junge Ensemble, allen voran Murielle Meier als Pippi, ließ textsicher und schwungvoll über zwei Stunden lang die brütende Sommerhitze vergessen und hatte dabei sichtlich Spaß.

Astrid Lindgrens Geschichte über das stärkste Mädchen der Welt ist weltweit ein Klassiker und wurde vor Jahren schon einmal im Theater im Steinbruch aufgeführt. Wie bringt man dieses bekannte Universum so auf die Bühne, dass weder eingefleischte Pippi-Fans auf die Barrikaden gehen, gleichzeitig aber auch nicht der Eindruck von altem Wein in neuen Schläuchen entsteht?

Regisseurin Isabell Steinbrich ließ die bekannten Elemente weitgehend unangetastet, verpasste der Langstrumpf-Welt mit modernen Akzenten jedoch eine subtile Frischzellenkur. So hisst Pippi beim Einzug ins schwedische Nest zu einem Lied von Rammstein die „Villa Kunterbunt“-Fahne, und statt des bekannten Pippi Langstrumpf-Lieds aus der Fernsehserie erklingt schon mal flotter Sprechgesang. Ansonsten aber wirbelt die freche Seemannstochter auch im Jahr 2011 so über die Bühne, wie man sie kennt und liebt: Anders als ihre mustergültigen Freunde Thomas (Florian Fischer) und Annika (Larissa Göppert) hat sie weder mit Plutimikation noch mit Disziplin viel am Hut, wird dafür aber mühelos mit fünf Gegnern gleichzeitig fertig.

Natürlich dürfen weder Tante Prysselius (Annabelle Völker), der Affe Herr Nilsson (AntoniaArendse /Mira Roloff) noch Seeräuberpapa Efraim Langstrumpf (Benedikt Bachert) und seine rauen Gesellen von der „Hoppetosse“ fehlen. Anders als bei der ersten Pippi-Inszenierung wurde diesmal auf ein echtes Pferd verzichtet, doch der pflegeleichte Pferdekopf auf der Veranda meistert die Rolle des wortkargen Apfelschimmels ja auch nicht schlecht.

Emmendinger Tor, 29.06.2011

Lange Strümpfe, rote Zöpfe

Pippi Langstrumpf wirbelt durchs Theater im Steinbruch

Die Abenteuer von Pippi Langstrumpf kennt man normalerweise aus den drei Büchern von Astrid Lindgren oder aus dem Fernsehen. Doch diesen Sommer tritt Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminza Efraimstochter Langstrumpf im Theater im Steinbruch leibhaftig vor die Zuschauer. Mit auf der Bühne sind das Äffchen Herr Nilsson, Tommy und Annika Settergren, die Polizisten Klang und Larsson, die Lehrerin Fräulein Lund und all die anderen Figuren rund um Pippi.

Natürlich meistert Pippi auch im Steinbruch alle Herausforderungen.

Die Aufführung im Theater im Steinbruch ist ein Erlebnis für die ganze Familie,die bei den bekannten und irgendwie doch auch neuen Abenteuern mitfiebern, staunen und lachen kann. Regisseurin Isabell Steinbrich hält in ihrer Inszenierung selbst für die versiertesten Pippilogen unter den Zuschauern hin und wieder kleine Überraschungen bereit. Am Werk sind 26 Darsteller,von denen die jüngsten in die dritte Klasse gehen und der älteste gerade mal 20 ist.

Emmendinger Tor, 22.06.2011

Pippi, im 21. Jahrhundert angekommen

Die Premiere des populären Kinderstücks im Theater im Steinbruch war ausverkauft.

Nein, den Liedklassiker „Hey Pippi Langstrumpf, trallari, trallahey, tralla hopsassa“ wird man in der Inszenierung des Theaters im Steinbruch nicht hören, dafür einen Pippi-Rap von Michael Bach und viel zum Lachen. Bei Isabell Steinbrichs Inszenierung mit Liebe zum Detail, witzigen Ideen und einem überraschenden Schluss haben auch die Größeren jede Menge Spaß. Pippi ist eindeutig im 21. Jahrhundert angekommen – und bei ihrem Publikum, das dicht gedrängt im Schatten saß, während die jungen Akteure auf der Bühne schwitzten.

Ja, es war heiß an diesem Sonntagnachmittag, die ganze Stadt ruhig. „Die sind alle bei uns“, strahlt Monika Wipfler vom Theater im Steinbruch. Die Premiere des Kinderstücks ist ausverkauft – verdientermaßen. Die jungen Darsteller sind ungemein präsent (vor allem die Hauptdarstellerin – eine tolle Leistung im Dauereinsatz!). Doch auch für die anderen gilt: Keiner ist einfach nur auf der Bühne, sie leben in ihren Rollen, auch wenn sie grade nicht im Fokus stehen, ob als nachsichtige Lehrerin, Polizist, Strolch oder Matrose, ob als Äffchen (davon gibt’s sogar zwei) oder Schulkind.

Der Auftakt ist ganz klassisch. Pippi hisst die Flagge an der Villa Kunterbunt und mit vielen bunten Handtüchern zeigt sie gleich, dass hier ein anderer Wind wehen wird. Doch gleich darauf kann Murielle Meier zeigen, dass sie nicht nur den Pippi-typischen Klamauk drauf hat, sondern auch nachdenklichere Szenen hervorragend meistert. Etwa, wenn eine Traumsequenz den Zuschauern verdeutlich, wie es kommt, dass das kleine Mädchen mit den großen Schuhen allein in der Villa haust. Oder sie über ihre Tendenz zum Lügen oder, wie sie sagt, Geschichten erzählen philosophiert. Ihre kleinen Nachbarn Tom und Annika sind fasziniert, obwohl … „L-i-h!“ Lügen ist hässlich, das sagt sich jetzt auch Pippi oft.

Ja, Pippi weiß schon, dass sie ein bisschen anders ist als die anderen und so scheut sie sich ein wenig vor dem Kaffeekränzchen, weil sie sich doch nicht benehmen kann. Nun, vom Standpunkt der Großen hat sie ja Recht. Da hilft selbst das feine rote Tupfenkleid nicht, das sie zur Feier des Anlasses anlegt. Denn wer die Füße auf den Tisch legt und die quietschrosa Riesentorte nach dem Geheimrezept von Frau Rosenblom mit der Nase erkundet, der kommt bei den vornehmen Damen nicht so gut an, mag Pippi ihnen noch so galant … die Hand küssen!

Verkehrte Welt? Hm, diese Damen sind einen Extrablick wert. Exaltiert, zu fein für diese Welt, so kennt man solche Settergrens, Larssons und Granbergs. Aber diese Damen haben’s in sich, da lasse man sich nicht von feinen Hüten und wogenden Busen blenden: Die meisten sind nämlich männlichen Geschlechts und, es muss leider gesagt sein, jede hat eine (sehenswerte) Macke; so gibt der zappelnde Johannes Wipfler einen wunderbaren ADHS-Kandidaten. Annabelle Völker als Waisenrätin Prysselius steht ihm kaum nach, wenn sie wegen des Pferdes auf der Veranda losquiekt. Die Walzerklänge zur „heiligen Pflicht“, dem armen Waisenkind Pippi beizustehen, wirken ebenso verschmitzt wie der Moment, in dem sie ihren Seebär-Vater präsentiert: Erst mal die ganze Reihe von Matrosen und schließlich Efraim Langstrumpf. Benedikt Bachert schafft es mit seinen 20 Jahren tatsächlich, zugleich sportlich-dynamisch und dennoch mindestens dreimal so alt zu wirken wie die anderen. Pippi hat ja inzwischen mehr Kraft als der alte Seeräuber und wird spielend mit der Polizei, die im herrlich knatternden Zweitakter herantuckert, mit einer Kinderbande und mit Landstreichern fertig und mit der Schule sowieso. Alles wie im Buch. Nur ein bisschen farbiger, griffiger, moderner, näher an der Lebenswelt der Zuschauer als Astrid Lindgrens Klassiker aus den 1940er-Jahren.

Und trotzdem unverwechselbar Pippi Langstrumpf, die weiß, was wichtig ist im Leben: Das lernt man nämlich auf der Hoppetosse, dem Schiff ihres Vaters. Vielleicht sollten ein paar „Große“ da mal anheuern? Aber für den Anfang reicht ein Besuch beim Theater im Steinbruch! Nächster Termin ist der 3. Juli, 16 Uhr. Tipp: Karten reservieren, denn bei der Premiere mussten zahlreiche Theaterfreunde abgewiesen werden – mangels Platz.

Badische Zeitung, 28.06.2011