Presse
„Werdet nicht zu schnell erwachsen!“
Mit dem Kinderstück „Peter Pan“ verzaubert das Theater im Steinbruch nicht nur junge Gäste
Sonntagmittag im Theater im Steinbruch. Der mittlere Teil der Bühne gleich diesmal einer Meeresbucht. Darin schwimmt ein riesiges dunkelbraunes Piratenschiff. Hoch oben auf dem Mast grüßt ein roter Papagei. Und darunter kreuzen Piraten, Kinder und Amazonen kampfeslustig die Klingen.
Mit der Premiere von „Peter Pan“ hat am Sonntag im Theater im Steinbruch die Sommerspielzeit begonnen. 450 Zuschauer, darunter vor allem Familien mit Kindern, sorgten erstmals für einen ausverkauften Auftakt. Trotz Sonne und 30 Grad erlebten die Gäste eine Inszenierung, die nicht nur Kinder und Jugendliche anderthalb Stunden lang in Staunen versetzte, sondern auch erfahrene Theatergäste zu Tränen rührte. In Nimmerland – also dem Ort, wo niemand erwachsen werden muss – hievte sich das Nachwuchsensemble aus dem Steinbruch selbst auf ein neues Level.
Was die Handlung anbelangt, hielt sich Regisseurin Silvia Gschwendtner weitgehend an das Original von James M. Barrie. Auf der Suche nach seinem verlorenen Schatten landet Peter Pan (Emma Kottmeier) mit der Fee Tinkerbell (Josephine Blust) zufällig bei den Darlings in London. Einem Gefühl folgend nimmt der freche Junge die wohlerzogene Tochter Wendy (Marie Schmidt) und deren Geschwister mit nach Nimmerland. Gemeinsam mit den verlorenen Kindern und den Amazonen weisen sie Captain Hook (Johannes Wipfler) und dessen trottelige Piratengang in die Schranken.
Besonders an der Inszenierung ist zum einen die Kulisse. Während links die Darlings und rechts die verlorenen Kinder wohnen, schwimmt mitten auf der Bühne ein riesiges hölzernes Piratenschiff, dessen Bug ins Publikum zeigt. In monatelanger Arbeit hatten es die Vereinsmitglieder selbst geplant und gebaut. Hoch oben an der Reling demonstriert Captain Hook seine Macht. Und drei Decks bieten das perfekte Setting für die Säbelkämpfe. Elegant springen die Kontrahenten von Ebene zu Ebene, beziehen dabei die Seile mit ein oder entschwinden kurzerhand hinab in die Kombüse. Über Wochen wurden die Kampfszenen einstudiert.
Zum anderen enthält das Kinderstück auch ganz viele choreografische Elemente. Auch diese wurden im Laufe der mehrmonatigen Proben intensiv trainiert. Synchron und doch eigenständig bewegt sich der Schatten (Maja Kesselring) zu Peter Pans Bewegungen. Tinkerbell tänzelt stolz und doch verletzlich durch die Inszenierung. Und wie immer beim Nachwuchsensemble singen die Schauspieler mehrere Songs live. Mal gibt es Hiphop, mal Liebeslieder. Ohrwurmgefahr herrscht vor allem beim schmutzig dahingeraunzten Piraten-Soundtrack „Wenn der Klabautermann kommt“.
Man darf es kaum schreiben: aber fast schon eine Selbstverständlichkeit beim Kinderstück ist die textliche Perfektion. Obwohl acht teils sehr junge Akteure zum ersten Mal vor Publikum auftreten, gab es bei der Premiere nicht einen einzigen Fehler. Die monatelangen Proben zahlten sich aus, das Stück floss. Und mehr als das: mit kleinen Gimmicks verliehen die jungen Schauspieler den Dialogen sogar eine individuelle Note. Während Captain Hook munter die Schimpfwörter variierte („Ruhe, ihr Deckratten!“), ließ Peter Pan mit Hilfe des Publikums die totgeglaubte Tinkerbell auferstehen („Alle Kinder dieser Welt, ihr müsst uns jetzt helfen!“). Und wer zum Klabautermann ist eigentlich Jack Sparrow?
Die größte Kunst bei Aufführungen für Kinder ist es immer, auch die anwesenden Erwachsenen mitzunehmen. Am Sonntag befeuchtete die Inszenierung so manch erfahrenes Auge. Dafür sorgten immer wieder Momente, in denen man auf wunderbare Weise daran erinnert wurde, was es bedeutet, Kind zu sein und auch zu bleiben. „Werdet nicht zu schnell erwachsen!“ lautet daher die Botschaft dieses sehr empfehlenswerten Stückes – sowohl an die jungen als auch an die erfahrenen Theatergäste. Bis Ende Juli wird „Peter Pan noch 13 mal aufgeführt. Am Samstag findet außerdem die Premiere des Erwachsenenstücks „Die Schatzinsel“ statt. Auch hier kommt das Schiff zum Einsatz.
Emmendinger Tor, 14.06.2023
Toller Start in den Piratensommer
Erwachsen werden will Peter Pan niemals. Das wäre nämlich langweilig – und langweilig wird es sicher nicht beim Kinderstück des Theaters im Steinbruch, das am Sonntag Premiere feierte.
Dafür legen sich die 20 Schauspielerinnen und Schauspieler zwischen neun und 30 Jahren mit Regisseurin Silvia Gschwendtner mächtig ins Zeug – mit Riesenerfolg. Die Premiere am Sonntag war schon zu Wochenbeginn ausverkauft, es gibt häufig Szenenapplaus, und der Schlussapplaus will kaum enden: Der Auftakt zum „Piratensommer“ ist rundum geglückt.
Im Stück treffen Welten aufeinander. Da ist das gutbürgerliche Zuhause der Familie Darling, dessen Familienoberhaupt (Lucas Meier) ein rechter Pfennigfuchser ist, leicht cholerisch obendrein und sich nie so richtig beachtet fühlt, auch nicht von seiner patenten Frau (Laura Hösl). Tja, und dann sind die teuren Kinder plötzlich weg und die Reue groß, schließlich hat Mr. Darling selbst das vierbeinige Kindermädchen Nana an die Kette gelegt. Der Plüschhund guckt richtig traurig drein.
Dann ist da Nimmerland, das Land der Fantasie. Vor allem geht es dort aber gefährlich zu. Denn auf die verlorenen Kinder, die sich bei dem leichtlebigen Peter Pan (Emma Kottmeier) recht wohl fühlen, hat es der Piratenkapitän Hook (Johannes Wipfler) abgesehen. Als Peter Pan die zupackende Wendy (Marie Schmidt) als Mutter für die kleine Schar mitbringt, will sein Gegenspieler die gleich dazu. Ein absolut fieser Kerl ist das, den Johannes Wipfler da als Captain Hook zeigt; und der hält sich für den einzigen Piraten mit guten Manieren! Seine wilde Schar besteht aus echten Rabauken, etwas begriffsstutzig, stets zum Dreinschlagen bereit – da könnte man fast vergessen, dass das Ganze einer ausgeklügelten Choreografie folgt.
Dazu gibt es viele lustige Szenen. Da hat Smee (Ben Wissert) mit seinen Wortspielen alle Lacher auf seiner Seite, aber ebenso die Anführerin der Amazonen (Maja Kesselring) und der schön angeberische Peter Pan bei ihren verbalen Hahnenkämpfen. Er hat mit einem Trick ihre Tochter vor den Piraten gerettet und nun die Amazonen auf seiner Seite; und die braucht er dringend! Ja, auf der Bühne geht es zur Sache, es werden sogar Gefangene gemacht. Und fast hätte Hook gesiegt.
Jede Szene steckt voller Ideen. Zum Beispiel die mit Peter Pans Schatten: Wie kann Maja Kesselring nur mit so viel schwarzem Stoff vor Augen die Bewegungen Peter Pans nachvollziehen? Aber es funktioniert. Gespielt wird temperamentvoll und so lebendig, dass die jungen Zuschauer in die Geschichte eintauchen und schnell mitkriegen, wie das Krokodil (geheimnisvoll-verführerisch, raffiniert und souverän: Emma Muser) tickt. Und sie helfen begeistert mit, wenn es gilt, die Elfe Tinkerbell (Josephine Blust, mal überzeugend eifersüchtig und gemein, dann aufopfernd, aber nie um einen Spruch verlegen) zu retten. Wenn alle Kinder zusammenhalten, dann klappt das.
Gesang ist ein Schwerpunkt bei diesem Stück – ein Wagnis, aber es gelingt und verleiht ihm bei allen Intrigen und Kampfgetümmel Leichtigkeit und den Rollen Profil. Emma Muser als Krokodil, Josephine Blust als Elfe Tinkerbell, Lucas Meier als Mr. Darling und Johannes Wipfler als Captain Hook sind hörens- und sehenswert. Die Darsteller spielen in der heißen Sonne, zum Teil in schwerer Montur; Wasserflaschen sind in der Pause Trumpf und Flyer dienen als Fächerersatz. Erhitzt, aber glücklich und strahlend stehen alle nach dem gut zweistündigen Spiel vor ihrem Publikum. „So was haben wir noch nie auf die Bühne gebracht“, zitiert Vorsitzender Hans-Joachim Wipfler Eindrücke von Gästen der Generalprobe. Stimmt. Zwei kleine Gäste bringen es auf den Punkt: Sie fanden einfach alles toll. Diese Aufführung zieht Groß und Klein in ihren Bann.
Badische Zeitung, 13.06.2023
„Piratensommer“ im Theater im Steinbruch
Kinderstück „Peter Pan“ feiert am Sonntag, 11 Juni um 16 Uhr Premiere
Diesen Sommer segelt das Theaterschiff unter der Piratenflagge. Auf dem Open-Air-Gelände am Steinbruch kommen zwei bekannte Klassiker zur Aufführung: Das Kinder- und Jugendstück „Peter Pan“, das bereits am kommenden Sonntag Premiere feiert, sowie das Abendstück „Die Schatzinsel“.
Beim „Tag der offenen Bühne“ konnten die Besucherinnen und Besucher schon mal Theaterluft schnuppern, einen Blick hinter die Kulissen werfen und bei den öffentlichen Proben live mit dabei sein. Wer kennt sie nicht, die todesmutigen Freibeuter der Meere, die den höchsten Wellen und übermächtigsten Feinden trotzen und um die sich viele Geschichten ranken. Das „Theater im Steinbruch“ taucht in diesem Sommer tief in die Welt der Piraten ein. Regisseur Benedikt Bachert hat mit seinem 22-köpfigen Erwachsenen-Ensemble das Theaterstück „Die Schatzinsel“ von Dirk Schröter, frei nach dem berühmten Roman von Robert Louis Stevenson, einstudiert. Die Premierengäste dürfen am Samstag, 17. Juni um 19.30 Uhr eine Uraufführung in Emmendingen miterleben. Sechs Tage zuvor können die Kinder mit Peter Pan in die magische Welt Nimmerlands reisen. Regisseurin Silvia Gschwendtner hat die Aufführung nach dem Kinderbuch von James M. Barrie mit dem Kinder- und Jugendensemble inszeniert. Und wie sich bei den Proben am Sonntag bereits eindrucksvoll zeigte, sind die Darsteller zwischen neun und 30 Jahren mit viel Herzblut bei der Sache. Die Premierengäste dürfen sich auf ein furioses und humoriges Piratenspektakel mit viel Action, Musik und Gesang und kunstvollen Degenkämpfen freuen.
Herzstück der diesjährigen Sommersaison ist der gigantische und aufwändige Bühnenbau. Das große Piratenschiff mit mehreren Etagen und insgesamt neun Treppen wurde in vielen ehrenamtlichen Arbeitsstunden komplett in Eigenregie gebaut. Ein beeindruckender Beleg dafür, dass das „Theater im Steinbruch“ in jedweder Hinsicht gut aufgestellt ist und die Akteure und Mitglieder tatkräftig mitanpacken. Diese Tatsache wurde auch beim Blick hinter die Kulissen bestätigt. Nichts, aber auch gar nichts, wird dem Zufall überlassen. Von der eigenen Schneiderei, in der die Kostüme für das Kinderstück selbst angefertigt werden, über die Requisite, die für jede Saison individuell zusammengestellt wird, bis hin zur Werkstatt für den Bühnenbau, zur neuen Maske und Umkleide, zum Bereich Licht- und Tontechnik und zur Bewirtung ist das Freilichttheater sehr professionell organisiert. Und jeder eingenommene Euro wird wieder in den Theaterbetrieb investiert. Eben eine Erfolgsgeschichte.
Schon am nächsten Sonntag „öffnet sich der Vorhang“ zum ersten Mal für die Premiere des Kinderstücks. Der Vorverkauf für beide Aufführungen ist gut angelaufen, auch beim „Tag der offenen Bühne“ habe sich viele Besucher bereits ihre Eintrittskarten gesichert.
Emmendinger Tor, 07.06.2023
Peter Pan mischt in Emmendingen das Theater im Steinbruch auf
Fliegen wird er nicht, aber das Publikum verzücken: Peter Pan ist zu Gast im Theater im Steinbruch. Hier steht der Spielsommer diesmal unter dem Motto Piraten.
Richtig spannend soll es werden, das Kinderstück „Peter Pan“ des Theaters im Steinbruch, außerdem witzig, spielerisch und kämpferisch, aber nicht gruselig. Dafür legen sich zwölf Schauspielerinnen und acht Schauspieler sowie das Team hinter den Kulissen mächtig ins Zeug.
„Heute wird was probiert“, erklärt Regisseurin Silvia Gschwendtner: „Die dummen Piraten dürfen sich ein bisschen wehren, lassen sich nicht mehr alles gefallen.“ „Ich bin ja immer noch dumm“, witzelt einer zurück, dann geht es auf die Bühne. Und ja, die Piratenschar sieht zwar blendend aus, kapiert aber rein gar nichts – im Stück. Wenn sie um sich schlagen, sind sie dafür so gut, dass die Regisseurin leicht alarmiert fragt: „Das war doch nicht etwa echt?“ Nein, da war die Hand des Schlägers zwischen dem Kopf des Opfers, aber so blitzschnell, dass es echt ausgesehen hat. Theater eben.
Kampfszenen beanspruchen viel Zeit beim Einstudieren, sie sorgen für Tempo und Spannung – etwa wenn ein scheinbar Überwältigter am Boden liegt und seine Gegner plötzlich abschüttelt. Koordination gehört dazu, gerade beim Waffentragen; das Theater hat dafür sogar einen Sicherheitsbeauftragten. Doch die größte Herausforderung war eine andere, sagt Gschwendtner: „Es wird sehr viel gesungen“. Ohne Andrea Gerhold, eine ausgebildete Musicaldarstellerin, hätte das nicht geklappt. Schließlich spielt das Theater die Musicalversion, aber kräftig gekürzt, vor allem bei den Songs: Sonst würde das Stück zu lange dauern.
Das zeigte sich schon bei der ersten Lesung am Jahresanfang. Das Schauspieltraining mit Improtheater hatte nach den Herbstferien begonnen. Nach der Lesung ging es an die Rollenverteilung, selbst der Text ändert sich bei der Bearbeitung, erzählt Gschwendtner – und das Spiel in der gemeinsamen Probe. Jede Szene wird mehrfach gespielt, dazwischen besprochen. Zugleich wird auf der Tribüne an Requisiten gefeilt und auf der Bühne an Ausdruck und am Textlernen. Immer wieder ruft Daniela Muser einen fehlenden Satz zu. Aber bis zur Premiere ist noch Zeit.
Die Darsteller sind zwischen neun und 30 Jahren alt, acht sind neu dabei, andere schon fast 20 Jahre. Viele bringen sich mit Ideen für kleine und größere Änderungen ein, was Gschwendtner „total schön“ findet und ermutigt. So bekommt das Stück eine eigene Note. Das Krokodil aus dem Original war erst nicht vorgesehen, doch dann wurde eine Figur entwickelt, die zwar von ihrem Dauerhunger und Appetit auf Captain Hook singt, aber gar nicht dem klassischen Reptil entspricht, schließlich ist es aus altem Adelsgeschlecht. Und statt der Hunderolle gibt’s einen Plüschhund, der auf die Kinder aufpassen soll. Schließlich die Amazonen: Im Original ist eines der Kinder Tochter eines Indianerhäuptlings. „Aber wir wollten keine kulturelle Aneignung“, erklärt Gerhold dazu. Und so werden den Piraten die Amazonen als starkes weibliches Gegengewicht entgegengestellt. Sie sind in der Minderzahl. Und da sind ja auch noch die verlorenen Kinder und die Familie Darling. Und die Hauptperson, Peter Pan. Na ja, eigentlich ein recht arroganter Rotzlöffel, motzig und trotzig, charakterisiert die Regisseurin den Jungen, der nicht erwachsen werden will.
Auch bei Schminke, Kostümen und Requisiten wurde darauf geachtet, „keinem etwas wegzunehmen“. Etliche Songs hat Gerhold gemeinsam mit den Darstellerinnen ausgesucht. So grölen die Piraten „Laterne, Laterne“ und Captain Hook geht ihr Geschrei auf den Geist. Klar, der interessiert sich ja auch für die Feinheiten des Genitivs, wie es ein ermüdeter Deutschlehrer nicht besser könnte. Sein Adlatus Smee hat (meist) Verständnis für den Chef, denn auch er ist „immer müde – außer wenn ich schlafe, dann geht’s“. Lachen kommt sicher nicht zu kurz bei diesem Stück.
Nur eines bedauert Gschwendtner: Im Theater im Steinbruch wird Peter Pan nicht fliegen, das erlauben die technischen Möglichkeiten nicht. „Das Risiko wäre zu groß“, sagt die Regisseurin: „Also gibt es dazu eine Einspielung aus dem Off.“
Badische Zeitung, 01.06.2023