Presse

Von Ohrwürmern und Seifenblasen

Das Theater im Steinbruch hat am 19. Juni Premiere: „Im weißen Rössl am Wolfgangsee“ von Ralph Benatzky. Die Regie hat die Regisseurin und Schauspielerin Isabell Steinbrich aus Burkheim übernommen, die musikalische Leitung hat Andrea Rembold aus Emmendingen. Sylvia-Karina Jahn sprach mit den beiden.

BZ: Das Theater am Steinbruch hat für ein Amateurtheater ausgezeichnete Schauspieler, dennoch ist es sicher eine Herausforderung, mit Laien zu arbeiten.
Steinbrich: Bislang war mein Hauptschwerpunkt Schauspiel mit Kindern und Jugendlichen, deshalb ist für mich die Herausforderung mit Erwachsenen zu arbeiten. Es ist wunderschön zu sehen, wie die Spieler meine Ideen aufgreifen und dann eigene Geschichten erzählen. Beeindruckt hat mich der Enthusiasmus, der bei den Laien dahintersteckt. Die machen das ja alles nebenher und stecken so viel Kraft und Energie hinein, die spürbar ist und viel Freude macht. Außerdem kannte ich das Stück vorher nicht. Neu war für mich auch, dass Gesang dabei ist.
BZ: Stichwort Gesang: Eine gute Stimme bringt nicht jeder mit und das Lampenfieber dürfte auch kräftig zuschlagen – das hat man beim „Dracula“ im Vorjahr gemerkt.
Andrea Rembold: Wir kommen zurecht…
Steinbrich:…mehr als das! (beide lachen).
BZ: Aber im Ernst: Wie läuft es?
Rembold: Es ist schon ein Abenteuer, das die Leute da eingegangen sind. Ich hatte den Auftrag unter dem Gesichtspunkt angenommen, dass ich die Leute zum Singen bringen soll; die musikalische Leitung kam erst später dazu. Es war ein Sprung ins kalte Wasser – für alle, aber mit Warmwasserbecken nebenan: Meine Kontakte zu regionalen Musikprofis hätte ich jederzeit für die Inszenierung nutzen können. Aber dieses Arbeiten an den Grundlagen hat mich sehr gereizt. Von dem 13-köpfigen Ensemble haben nur zwei Frauen eine Gesangsausbildung, dann gibt es eine Handvoll, die natürlich mit der Stimme umgehen…
BZ: Was heißt das?
Rembold: Sie treffen ohne Schwierigkeiten den Ton. Der Rest lernt jetzt seine Stimme kennen. Darunter sind viele, die keinerlei Gesangserfahrung mitbringen.
Steinbrich: Denen man früher gesagt hat „du kannst nicht singen“.
Rembold: Ich sage dagegen: Die Stimme ist unser Instrument, du musst sie nur kennenlernen. Und es ist enorm und erstaunlich, was sich da bewegt hat. Natürlich sind wir keine Opernsänger und auch kein Staatstheater.
Steinbrich: Die vom Verlag vorliegende Fassung nennt das Stück ein „Singspiel“ und so sind wir auch an die Probenarbeit gegangen: Wir wollen schauspielern und dazu singen und nutzen unsere Fähigkeiten. Das Schöne an diesem Stück ist, dass jede Rolle ihren besonderen Moment hat. Bis jeder seinen Platz hatte, das war ein Riesen-Sudoku. Ich habe mir angeschaut, was in den Leuten schlummert, und möchte sie herausfordern – und das Tolle ist, sie machen das mit.
Rembold: Wir nutzen auch mal gern die Möglichkeit des Sprechgesangs.
BZ: Sie arbeiten jetzt schon seit einem halben Jahr an diesem Stück. Wo sind die Highlights?
Rembold: Das Ganze ist ein Highlight!
BZ: Und wo liegen die Schwierigkeiten?
Steinbrich: Den größten Bammel hatte ich vor dem Zusammenbringen der Schauspieler mit den Musikern – wir haben eine fünfköpfige Gruppe von der „Freeky-Bigband“ der Markgrafen-Realschule. Und ich wurde grandios überrascht. Auch mit den Headsets funktioniert es prima. Nun stehen die Durchlaufproben an, da müssen wir abends aufpassen, dass wir nicht zu lange laut sind, denn bei Proben ist man schnell mal bis halb eins dabei. Ein anderes Beispiel: Wir haben für den Leopold jemanden, der gesangsmäßig weit unten anfangen musste. Deswegen haben wir ihm den Piccolo als „Schatten“ dazugegeben, der notfalls seine Stücke singen könnte. Das wäre jetzt nicht mehr nötig, trotzdem singt der Piccolo einen Song vom Leopold, weil uns die Idee so gut gefallen hat.
BZ: Jeder kennt die gängigsten Melodien vom „Weißen Rössl“ in High-Tech-Qualität und von Stars und Profis. Was setzt das Theater im Steinbruch dem entgegen?
Rembold: Wir haben uns die Filme angesehen. Wenn Sie beispielsweise die Verfilmung mit Peter Alexander nehmen, dann ist es ein Peter-Alexander-Film; bei einer Verfilmung mit Johannes Heesters liegt der Schwerpunkt im Gesang. Wir nehmen unsere eigenen Bilder, die beim Lesen der Bühnenfassung kommen; dann entsteht fast von allein etwas anderes.
Steinbrich: Ich arbeite gern mit Assoziationen. Und mein erstes Bild war das von einem Traum oder einem schönen Märchen. Wenn man das so inszeniert, besteht die Gefahr, dass es zu kitschig oder romantisch daher kommt. So versuchen wir, kleine Irritationsmomente zu schaffen. Aber keine Angst, es gibt kein neumodisches Durcheinander! Ich versuche, es auf eine natürliche Ebene zu bringen. Ich komme eben von einem Theater her, wo man die Figuren und Handlungen eher psychologisch erklärt: Warum macht die Rollenfigur jetzt das? Wie ist ihre Biografie? Auch der Steinbruch schafft eine andere Atmosphäre und ich erfülle die Vorgabe: mehr Freilicht- als Kammertheater. Deswegen wird es keine Umbaupausen geben. Das ist oft schwer schauspielerisch zu füllen, aber es klappt. Dadurch wirken die Szenen wie Seifenblasen, die leicht in die Luft schweben und bevor eine verschwunden ist, kommt schon eine Neue angeflogen, Traumsequenzen eben.
BZ: Was hat Sie an dem Stück gereizt?
Rembold: Viele Leute sind heutzutage ja eher Pop-Rock-orientiert – das geht mir auch so. Aber die Lieder in diesem Stück sind einfach Ohrwürmer, sie reißen mit. Nichtsdestotrotz fordert das breite Klangspektrum von tiefen zu hohen Tönen viel stimmlichen Einsatz.
Steinbrich: Viele meinen, das „Rössl“ sei so eine Schlagerschnulze aus den 50er Jahren. Ursprünglich war es ein Schwank aus dem Jahre 1898 und in den 30er Jahren hat Benatzky es zum heute bekannten Singspiel umgearbeitet und Komponisten wie Robert Stolz haben dafür komponiert.

Badische Zeitung, 06.06.2009

Kaiser bleibt Kaiser – auch in Jeans

Die Proben für das „Weiße Rössl“ laufen beim Theater im Steinbruch auf Hochtouren. Denn am Freitag, 19. Juni, ist Premiere. Da kommt ein Feiertag wie Fronleichnam wie gerufen, um auch mal einen längeren „Durchlauf“ ins Programm zu nehmen.

„Seid ihr alle bereit?“, fragt Regisseurin Isabell Steinbrich. Für die Probenfotos stecken fast alle schon in voller Montur, mancher hat eine Neuerung parat wie den Geheimtipp Haferschleim (nein, nicht zum Essen). Herr von Giesecke serviert noch schnell frischen Kaffee für alle, und los geht’s.

Nein, das ist keine Neuauflage der Schwarzwaldklinik im Salzkammergut, obwohl der weiß bekittelte Chor auf der Bühne arztschnulzenmäßig aussieht – freilich nur, bis er „Oh, du mein Österreich“ anstimmt. Dabei gibt’s in der Szene keinen Grund zum Jubeln, denn Kellner Leopold „wurde gegangen“ und hinterlässt sein Testament – und Tränen, aber die gelten eher finanziellen Aspekten, wie sich zeigt. Das Stück ist eben auch für Überraschungen gut.

Manchmal muss die Regie noch nachhelfen, textlich oder ganz praktisch, doch das tut weder dem Probenengagement noch dem Gang der Dinge Abbruch. „Wo hol’ ich die Fahne her?“ will Gunter Hauß wissen, der den schönen Sigismund mimt. „Wo willst du sie denn herholen?“ Isabell Steinbrich lässt ihren Schauspielern viel Raum und ein Platz im Aufgang ist schnell gefunden. Die Fahne, das ist natürlich ebenfalls die weiß-rot-weiße mit dem Wappen. Österreich? „Made in Taiwan“, bemerkt Hauß lakonisch. Moderne Welt eben.

Dabei kommt sogar Kaiser Franz – nein, nicht Beckenbauer! Sondern der richtige, alte Kaiser. Kontrastprogramm pur: Michael Schäfer trägt noch Jeans, Turnschuhe und ein kariertes Hemd dazu, „Big Star“ steht drauf. Aber er bewegt sich schon langsam, ein wenig schwerfällig, wie es dem alternden Monarchen zukommt; freundlich-verständnisvoll lässt er die aufgeregten Huldigungen über sich ergehen, was in dem Aufputz wirkt wie ein gelungener Gag. Doch keine Sorge: So weit treibt Isabell Steinbrich die Ironie nicht, und so dürfen sich die Besucher am 19. Juni auf ein „richtiges“ Weißes Rössl freuen – ein Singspiel, wie es im Operettenbuch steht und hervorragend in den Steinbruch passt.

Badische Zeitung, 13.06.2009

Theater im Steinbruch lädt ins „Weiße Rössl“ am Wolfgangsee

Das Singspiel hat am Freitag um 20 Uhr Premiere

Im Theater im Steinbruch, der beliebten Freilichtbühne in der Steinstraße, beginnt an diesem Freitag mit der Premiere des Singspiels „Im Weißen Rössl“ die Spielzeit 2009. In diesem Jahr müssen sich die Zuschauer auf einige Änderungen einstellen: Zum ersten Mal hat das Abendstück an einem Freitag Premiere. Ab dem darauffolgenden Wochenende wird dann bis zum 8. August an sämtlichen Samstagen gespielt. Weitere Freitags-Aufführungen gibt es am 3., 10. und 31. Juli sowie am 7. August. Am 15. und 22. Juli sowie am 5. August ist das Stück zudem auch mittwochs zu sehen. Eine weitere Neuerung betrifft die Uhrzeit: In diesem Jahr beginnen die Vorstellungen jeweils schon um 20 Uhr, Einlass ist entsprechend ab 19 Uhr.

Auch im künstlerischen Bereich betritt das Theater Neuland: Da große Teile des „Weißen Rössls“ singend vorgetragenwerden, besuchen die Schauspieler seit vergangenem November Gesangsunterricht. Und es ist schon bemerkenswert, was die Laiendarsteller stimmlich so alles auf die Bühne bringen. Die musikalische Begleitung übernimmt eine fünfköpfige Combo (Schlagzeug, Bass, Piano, zwei Trompeten), die aus der Freeky Big Band von ehemaligen Absolventen der Markgrafenschule hervorgegangen ist. Für die Musiker wurde am Rande der Bühne, dort, wo im vergangenen Sommer Jim und Lukas zum Gurumusch-Magneten hinabkletterten, ein eigener kleiner Pavillon errichtet. Dies ist nur eine von vielen Konstruktionen im Bühnenbild, die das Team um Volker Bachert und Michael Kraus in unzähligen ehrenamtlichen Arbeitsstunden auf die Beine gestellt hat.

Die Handlung, die in einem Hotel am Wolfgangsee im Salzkammergut spielt, dürfte den meisten Zuschauern bekannt sein. Der Zahlkellner Leopold hat sich in seine Chefin Josepha verliebt. Die fühlt sich aber eher ihrem Stammgast Dr. Siedler zugetan. Dieser wiederum macht Ottilie, der Tochter eines Berliner Trikotagenfabrikanten, den Hof. Und auch die weiteren Personen entwickeln unvorhergesehene Zuneigungen. Damit am Ende die richtigen Paare zusammenfinden, bedarf es einer Reihe turbulenter Ereignisse. Gegen Ende tritt sogar der greise Kaiser Franz-Joseph persönlich auf den Plan.

Die vielen bekannten Melodien des Komponisten Ralph Benatzky und die pointenreichen Wortwechsel garantieren einen vergnüglichen Abend in der lauschigen Atmosphäre des ehemaligen Steinbruchs. Regie führt erstmals Isabell Steinbrich. Die musikalische Leitung hat Andrea Rembold inne.

Wie in jedem Jahr gibt es im Theater im Steinbruch neben dem Abendstück auch ein Kinderstück. Dieses Mal zeigt die Truppe unter der bewährten Regie von Simone Allweyer die Abenteuer von „Bill Bo und seiner Bande“. Das Kinderstück hat eine Woche später, am Sonntag, 28. Juni, Premiere und wird bis zum 2. August insgesamt zehnmal aufgeführt.

Emmendinger Tor, 17.06.2009

Beschwingt mit Sigismund

Im Emmendinger Theater im Steinbruch hatte „Im weißen Rössl“ Premiere

Es ist Sommer! Das Emmendinger „Theater im Steinbruch“ hat die Zutaten für einen stimmungsvollen Abend im Freien: eine lauschige grüne Oase mit Seerosenteich und eine pfiffige Inszenierung des Evergreens „Im weißen Rössl“, bei der nach Herzenslust mitgesungen werden darf.

Die Abendsonne setzt das Grün noch einmal in Szene, hell leuchtet der Steinbruch, und die Amseln zwitschern so laut, als seien sie de Protagonisten des Abends. Ein bunt gemischtes Völkchen auf Holzbänken rück Sitzkissen zurecht, faltet Wolldecken über den Schoß und richtet den Blick gespannt auf ein zweigeschossiges Seehotel aus Sperrholz: Premiere für das „Weiße Rössl“ unter der Regie der Schauspielerin Isabell Steinbrich und der musikalischen Leitung von Andrea Rembold.

Es ist das erste Singspiel auf der Bühne des Vereins der Emmendinger Freilicht-Theaterfreunde, und auch die „echte“ Musik ist ein Novum vor Ort: Fünf Vertreter der Freeky Big Band aus der Markgrafen-Realschule sitzen – stilgerecht als Unterhaltungskapelle – in einem überdachten Holzhäuschen vis à vis. Das Projekt: eine federleichte, wohlbekannte Operette mit kraftvoller Live-Musik und Amateurschauspielern, von denen nur zwei Darsteller eine Gesangsausbildung haben. Da sind Zweifel angebracht.

Doch es klappt bestens, das Stück ist abendfüllend, zu genießen und macht nicht nur den Akteuren von der ersten Minute an sichtbar Spaß, wenn sie sich im weißen Malerkittel zum Titel „Jetzt ist Sommer!“ der Kölner A-Capella-Band Wise Guys in Schwung bringen.

Wer will schon Operettenstars hören, wenn Kellner Leopold mit leidender, herrlich brüchiger Stimme „Es muss was Wunderbares sein, von dir geliebt zu werden“ schmachtet und Rechtsanwalt Doktor Siedler mit viel Herz „Im weißen Rössl am Wolfgangsee“ anstimmt. „Das machen Sie schön“, lobt da Ottilie, die Tochter von Trikotagenfabrikant Giesecke (Patentinhaber der Hemdhose Apollo „für vorne zu knöppen“) und fügt sanft hinzu: „Aber Sie müssen noch üben“.

Selbstironie und überraschende Versatzstücke aus der Gegenwart: Da lachen auch jugendliche Besucher und singen zur Überraschung der älteren Semester spätestens nach der großen Pause beim Auftritt des feschen Herrn Sülzheimer im knappen Badedress den Gassenhauer „Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist?“ mit.

Mit viel Spielfreude agieren die Schauspieler, einfallsreich sind Kostüme und Maske, ein Spaß die Tanzszenen und der Auftritt des kreuzlahmen Kaisers mit Wattebart. Das Publikum dankt den Darstellern mit tosendem Applaus, bis die Holzbänke wackeln. Und Nachbars schwarze Katze verdrückt sich nach mehrfachem Bühnenkreuzen schnell, bevor die beschwingte Meute über Rindenmulch und Kies vorbei an Lichterketten und Kerzen zum Ausgang steuert.

Der Sonntag, 21.06.2009

Gelungene Premiere im Theater im Steinbruch

Eine gelungene Premiere feierte das Theater im Steinbruch am Freitagabend. Dazu gibt’s übrigens auch ein BZ-Fotoalbum – ebenso von den Proben des Kinderstücks.

„Wir probieren immer wieder was Neues, diesmal ein Singspiel“, so kündigte Hans-Joachim Wipfler, Vorsitzender des Theaters im Steinbruch, das „Weiße Rössl“ an, mit dem das Amateurtheater am Freitag Premiere feierte. Klar, es war ein Wagnis: Jeder kennt schließlich perfekte Aufnahmen dieser Operette. Aber es hat sich gelohnt: Rund 200 Premierengäste feierten das Team um Regisseurin Isabell Steinbrich und Andrea Rembold für einen unterhaltsamen Abend mit mehr als dreistündiger Bühnenpräsenz und hohem darstellerischem Niveau. Dazu witzige Einfälle und mitreißende Musik, teils live von der Freeky Big Band – kurzum, das Singspiel im Theater im Steinbruch ist einen Besuch wert!

Die Geschichte ist bekannt: Kellner Leopold (Christian Fuhrmann) ist verliebt in seine Chefin Josepha (Jasmin Baumgratz), doch die hat ganz andere Absichten. Und auch sonst gibt es einiges Durcheinander, bevor die richtigen Paare zueinander finden. Das macht sich auf der Bühne im Steinbruch richtig gut, denn das Team lässt die „gute alte Zeit“ der österreichisch-ungarischen Monarchie wieder auferstehen, mit einem kleinen Augenzwinkern für sich und bewussten historischen Brüchen (wie dem elektronischen Fremdenführer) und vielen netten Einfällen: Ein herrliches Sommervergnügen.

Man könnte glatt vergessen, dass hier Amateure spielen. Ob das Christian Fuhrmann ist, der den österreichischen Charme ebenso perfekt drauf hat wie – je nach Situation – Hektik oder Geruhsamkeit des Kellners und das Anhimmeln seiner Chefin, ob Harald Hornung als stets meckernder Herr von Giesecke alle auf seine Seite berlinert oder Michael Schäfer als Kaiser Franz nicht nur die leutselige Hoheit glänzend vermittelt, sondern den greisen Kaiser auch mit staksiger Alterssteifheit ausstattet und sogar die leicht brüchige Seniorenstimme lebensecht klingen lässt – jede Rolle hat ihre Besonderheit. Und die Schauspieler nutzen sie gekonnt, um das Publikum mitzureißen. Brigitte Schepers glänzt als reiselustiger Professor „Baedeker“ in der Herrenrolle und spielt einen herrlichen Kontrast zum unzufriedenen Giesecke, so wie Benedikt Bachert als kecker Piccolo den flotten und ein wenig leichtlebigeren Kontrast zu Leopold gibt. Zu schön, wie Maria Hornung als Klärchen und Gunter Hauß als der schöne Sigismund ihre gegenseitigen Mängel entdecken; überzeugend und ganz selbstverständlich, dass sie sich plötzlich liebenswert finden. Die beiden hatten am Premierenabend noch die besondere Herausforderung zu meistern, dass sie im Badekostüm auftreten mussten – und es war lausig kalt im Freilichttheater! Wie gut, dass man zu Kaisers Zeiten wenigstens ein bisschen mehr Haut bedeckte als heutzutage. Auch Hans Bürkin als sympathischer Rechtsanwalt, der schauspielernd noch gekonnt die Verstellung vermittelt, und Sabine Ronge als Ottilie Giesecke, seine Angebetete, müssen erst mal zueinander finden, und das ist gar nicht so leicht. Das Hochzeitspaar (Alexandra Wipfler und Michael Schäfer) macht ja bestens vor, wie’s gehen kann. Und als guter Geist Kathi zeigt Beate Arnold eine schöne Mischung aus Servicebewusstsein und Keckheit.

Schier auf eine Operettenbühne versetzt konnte man sich vorkommen (nur dass man hier die Ohrwürmer gern mitsummen darf), wenn Jasmin Baumgartz als Josepha Vogelhuber „Im Salzkammergut, da kann man gut lustig sein“ trällert, so sauber, mitreißend und mühelos klingt das – sie ist eine der beiden Darstellerinnen mit Gesangsausbildung. Auch Klärchen und Ottilie überzeugen. Und wenn sich alles im Walzertakt dreht oder zum großen Schnürlregen-Ballett ansetzt, dann ist sowieso alle Mühe vergessen. Die man etwa den Männerstimmen zwar durchaus anmerkt. Aber was ist überzeugender als die leicht brechende Stimme des schmachtenden Leopold oder Hans Bürkins grade deswegen so hingebungsvolles Lied an seine Ottilie: Schließlich geht’s hier um große Gefühle (wer kann schon glauben, dass auf Bühnen um so besser gesungen wird, je schlechter es den Protagonisten geht)! Die Begeisterung des Publikums haben sich Schauspieler, Band und die vielen Helfer hinter den Kulissen wirklich verdient. Also: Nichts wie hin und selbst gucken! Wie gut, dass es noch 14 Aufführungstermine gibt. Denn im „Weißen Rössl“ am Wolfgangsee mag es ja sehr schön sein – im Theater im Steinbruch ist es aber noch viel schöner!

Badische Zeitung, 23.06.2009

Singspiel „Im weißen Rössl“ verzauberte die Besucher im Steinbruch

Gelungene Premiere im „Theater im Steinbruch“ – kurzweiliger Theaterabend

Einen überaus kurzweiligen und unterhaltsamen Abend bei kühlen Temperaturen erlebten die Premierenbesucher am vergangenen Freitag im „Theater im Steinbruch“, wo das Singspiel „Im weißen Rössl“ mit der Musik von Ralph Benatzky erstmals aufgeführt wurde.

Trotz des gleichzeitig stattfindenden Emmendinger Stadtlaufs hatten etwa 200 Zuschauer den Weg in die lauschige Freilichtbühne gefunden. Pointenreiche Wortwechsel, prächtige Kostüme, originelle Einlagen (Höhepunkte: Gunter Hauß alias Sigismund Sülzheimer mit kahl geschorenem Schädel, Auftritt des greisen Kaisers Franz-Joseph), vor Spiellust und Herzblut sprühende Darsteller mit lauten, gut hörbaren Stimmen und jede Menge Musik voller Herz und Schmerz (Livemusik mit „The Freeky Big-Band“) sind die „Zutaten“ für einen herzerfrischenden Theaterabend. Bemerkenswert, was die Laienschauspieler stimmlich so alles auf die Bühne bringen. Einige hatten sogar extra Gesangsunterricht genommen. Herausragend die gesanglichen Qualitäten von Jasmin Baumgratz als Rössl-Wirtin „Josepha“. Die Darsteller wurden von den begeisterten Zuschauern mit „Standing Ovations“ von der Bühne verabschiedet. Vorsitzender Hans-Joachim Wipfler dankte nach der Vorstellung mit Blumen und Geschenken Regisseurin Isabell Steinbrich, der musikalischen Leiterin Andrea Rembold, allen Darstellern sowie den Helfern vor und hinter den Kulissen sowie den Sponsoren für die gute Zusammenarbeit und schließlich bei den Anwohnern für deren Verständnis. „Ich bin stolz auf Euch. Es hat großen Spaß gemacht“, resümierte Wipfler. Die nächste Vorstellung ist am kommenden Samstag, 27. Juni, 20 Uhr. ET-Tipp: Nicht verpassen!

Emmendinger Tor, 24.06.2009

„25 Prozent Besucher mehr“

Die Ferien haben begonnen und die Freiluftsaison ist ’rum im Theater im Steinbruch. Sylvia-Karina Jahn sprach mit dem Vorsitzenden des Vereins, Hans-Joachim Wipfler, über die abgelaufene Saison und die weiteren Pläne des Amateurtheaters.

BZ: Am Samstagabend war die letzte Aufführung des „Weißen Rössls am Wolfgangsee“, Bill Bo und seine Bande haben sich schon zwei Tage eher in die Ferien verabschiedet. Das Wetter war ja nicht immer gnädig – wie sieht Ihre Bilanz der abgelaufenen Saison aus?

Wipfler: Sowohl das Kinderstück als auch das Erwachsenenstück haben hervorragend abgeschnitten, wir haben 25 Prozent Besucher mehr als im Vorjahr registriert. Mit dem Wetter haben wir Glück gehabt, nur eine einzige Veranstaltung musste ausfallen, das war das Kinderstück am Freitagabend. Da hat es so geschüttet, dass auch gar niemand gekommen war, also war das nicht so schlimm. Ansonsten ist es rundherum bestens gelaufen.

BZ: Wie sind die Stücke beim Publikum angekommen?

Wipfler: Das Kinderstück ist von vornherein sehr gut angelaufen. Wir haben diesmal etwas für Kleinere gemacht, das kam sehr gut an, auch bei den Erwachsenen. Es war ja ein sehr dynamisches, tolles Stück. Bei den Erwachsenen gab es nur am Gesang und an der Lautstärke etwas Kritik. Das kann bei Livemusik passieren, ist aber kaum erwähnenswert, denn wir haben andererseits so viele begeisterte Rückmeldungen bekommen, auch per E-Mail: Das „Weiße Rössl“ hat den Leuten sehr viel Freude gemacht und die Melodien vom schönen Sigismund und dem Wolfgangsee schwirrten ihnen noch lange nach der Vorstellung durch den Kopf.

BZ: Nach der Saison ist vor der Saison. Wie sehen die Pläne für das Theater im Steinbruch im Herbst und Winter aus und gibt es schon eine Perspektive für 2010?

Wipfler: Die Planung für ein Winterstück läuft in der Tat schon, aber wir haben noch kein Stück ausgewählt. Viele Vorstandsmitglieder und Schauspieler haben sich nämlich Stücke zum Lesen mit in den Urlaub genommen, denn wir wollen gleich nach den Ferien mit der Auswahl des Stückes beginnen und dann die Schauspieler dazu aussuchen. Das gilt im Übrigen genauso für die Sommerstücke für die Saison 2010.

Badische Zeitung, 10.08.2009