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„Sie wollen zeigen, was sie können“

VOR DER PREMIERE: „Der kleine Ritter Trenk“ wird von Sonntag an im Theater im Steinbruch aufgeführt.

Zurück in die alten Tage der Ritter, Drachen und Burgfräulein führt „Der kleine Ritter Trenk“, das diesjährige Kinderstück des Theaters im Steinbruch die kleinen und auch großen Zuschauer. Es ist eine Geschichte ohne Furcht und Tadel, geschrieben von der deutschen Schriftstellerin Kirsten Boie. Am Sonntag ist Premiere, die von den jungen Mimen sehnlichst erwartet wird. Denn sie wollen dem Publikum zeigen, was sie können. Die BZ war bei einer den letzten Proben dabei.

Es war auch eine Zeit, bei der man mit dem Krähen des Hahnes aufstand und mit dem Sonnenuntergang zu Bett ging, macht die gaukelnde Erzählerin (Helena Huber) darauf aufmerksam. „Das wäre nichts für mich“, antwortet der erzählende Gaukler (Pascal Jessen). Also zwei Erzähler werden auch viele Fragen rund um die Rittersleute beantworten. Wie war es denn so im Mittelalter? Was bedeutet eigentlich Leibeigenschaft? Wer darf überhaupt Ritter werden? Die Erzähler greifen derart in die Geschichte ein und werden auf der Bühne immer präsent sein. Cornelis Huber schlüpft in die Rolle des Trenk Tausendschlag, der sich als Bauernjunge gegen die Leibeigenschaft auflehnt. Trenk beschließt Ritter zu werden und verlässt zusammen mit seinem tapferen Begleiter Ferkelchen (Layla Jessen) sein Zuhause und beide machen sich voller Hoffnung auf den Weg in die Stadt. Und so warten jede Menge Abenteuer und Gefahren auf sie mit Hexereien, Gauklereien, Drachen und Schwertern und Lanzen.

Die Regie für dieses Kinderstück führt Benedikt Bachert. Insgesamt wirken 43 Kinder und Jugendliche mit im Alter zwischen neun und 23 Jahren. Derzeit laufen die letzten Proben. Das Wetter ist optimal. Die Sonne scheint, es ist nicht ganz so heiß und eine leichte Brise weht. Benedikt Bachert greift korrigierend ein, wenn die Darsteller zu leise sprechen. „Laut“, fordert er sie immer wieder auf. Er sorgt auch dafür, dass das Timing stimmt, die Musik zum rechten Zeitpunkt eingespielt wird, während die Regieassistenz eifrig Notizen am Script macht.

Vor der Probe sind die unvermeidlichen Stimmbildungsübungen. Die Darsteller bilden einen Kreis und Benedikt Bachert, der auch manchmal selbst die Schminkarbeiten übernimmt, gibt den Ton vor: „Wolle webt im Webenden“ oder „Wollen bebt im Bebenden.“ Die Darsteller sprechen munter und laut nach. Der Regisseur animieret dann noch mal die Darsteller: „Es ist kurz vor der Premiere. Seid alle laut und deutlich.“

Die Anschlüsse müssen knackig sein. „Wie waren wir gestern?“ „Super“, heißt es unisono im Kreis. „Wie sind wir heute?“ „Super“, heißt es wieder aus lauten Kehlen. Dann beginnt die Probe. Benedikt Bachert bittet um Ruhe vor und hinter der Bühne. „Ich darf niemand herumwuseln sehen“, gibt er Anweisung. Und schon geht es los. Die Proben begannen schon im Februar im nahegelegenen Vereinsheim der Trachtengruppe und in der Musikschule. Sobald es das Wetter zuließ, wurde auch auf der Bühne im Theater geprobt. Das Schauspieltraining startete im November. Zuerst ging es um die Sprachbildung, dann um die Auswahl der Darsteller: Wer bringt welche Ideen hinein? Wer ist wie weit? Wem kann man welche Rollen zumuten? Schließlich wird der kleine Ritter ständig auf der Bühne stehen.

Regisseur Benedikt Bachert achtet auch auf darauf, dass das Ensemble zueinander findet: „Die Massenszenen sind das spielerisch Verbindende“. Die jungen Darsteller würden sich alle gegenseitig helfen. „Alle wissen, was sie machen sollen.“ Je näher die Premiere heranrückt, umso länger sind die Proben. Der Regisseur muss dabei den Gesamtüberblick behalten. Das Auge liegt auf dem Gesamtergebnis. Das trifft auch auf Requisiten und Kostüme zu. Er will die Szenen umsetzen, die er im Kopf hat, will wissen, welche Gefühle beim Zuschauer damit ausgelöst werden. Die Organisation ist wichtig, der Probenplan wird strukturiert und auch gibt er auf Fehlzeiten acht. „Wenn Proben sind, möchte ich, dass möglichst alle die Szene proben“, sagt der Regisseur. Disziplin, Pünktlichkeit und Ruhe. Jetzt vor der Premiere „gibt es gerade bei den jungen Darstellen Fracksausen.“ Das gehört dazu. Die Vorfreude ist aber schon da. „Sie wollen zeigen, was sie können.“ „Super!“

Badische Zeitung, 24.06.2016

Spannend und hintergründig witzig

Gelungene Premiere des Kinderstücks „Der kleine Ritter Trenk“ im Theater im Steinbruch / Viele junge Talente wirken mit.

Die Premiere der Aufführung „Der kleine Ritter Trenk“ des Theaters im Steinbruch ist glänzend gelungen, spannend und hintergründig witzig. Zuschauer aller Altersgruppen waren am Sonntag begeistert von den Schauspielern und der Theaterarbeit, die mit großem Aufwand an Darstellern (43 Kinder), liebevollen Kostümen und Bühnenbildern, rasanten Dialogen und toller Inszenierung geleistet wurde. Benedikt Bachert gelang mit dieser Regie eine großartige Leistung. Die Vorlage von Kirsten Boie, ursprünglich als Kinderbuch verfasst, schildert die Welt aus der Sicht eines Jungen im Mittelalter, der seine arme Familie und alle unterdrückten Bauern befreien möchte. In dieser Welt gibt es Hexerei und Gauklerei, Schwerter und Lanzen, Drachen und sogar ein emanzipiertes Burgfräulein. Thekla (sehr überzeugend: Luisa Nübling) will nicht sticken und kochen, sondern unbedingt tapfere Ritterin werden.

Die Szene in der Bauernkate ist armselig. Trenk Tausendschlag (perfekt besetzt: Cornelis Huber) ist noch ein Kind und macht sich große Sorgen um seinen Vater. Der sitzt wieder einmal im Kerker. Den Namen Tausendschlag erhielt der Bauer, weil er so oft den Ochsenziemer zu spüren bekam. Er ist Bauer, doch ihm gehört nichts, nicht einmal seine Frau. Den Zins für sein karges Land kann er nicht bezahlen. Dabei lebt die Familie selbst nur von Wassersuppe. Voll fies finden ihn seine Leibeigenen, denn Ritter Wertolt der Wüterich ist der bösartigste, geizigste und überhaupt widerwärtigste Ritter unter der Sonne. Nun will der Büttel das einzige, was die Familie noch besitzt, ein Ferkelchen, für einen saftigen Braten mitnehmen.

„Dann werde ich eben einfach selbst ein Ritter“ beschließt er gegen alle Regeln der damaligen Zeit und nimmt Ferkelchen (sehr süß: Layla Jessen) mit auf die große Reise ins Abenteuer. „Leibeigen geboren, leibeigen gestorben, leibeigen ein Leben lang“ – damit will sich der junge Trenk auf keinen Fall abfinden. Trenk weiß, wer ein Jahr von seinem Grundherrn nicht aufgestöbert wurde, ist für immer frei.

Mit einfachen Mitteln wurde die Bühne immer wieder neu gestaltet. Die Requisiten sind liebevoll ausgewählt. Mancheiner mag sich gefragt haben, wo die Ritterrüstung in Lebensgröße wohl herstammt. Die 43 sehr jungen bis jugendlichen Darsteller bewiesen auf diese Weise, dass auch Kinder dieser Altersstufe bei entsprechender Führung schon sehr spannendes, eindrucksvolles Theater machen können. Mehr noch, man spürte deutlich, dass die jungen Darsteller an ihren Stücken gereift waren, wenn es ihnen gelang, Frustrationen über Ungerechtigkeit und autoritäre Strukturen wirkungsvoll auf die Bühne zu bringen.

Jeder der jungen Mimen gab sein Bestes zum Gelingen der Aufführung. Sie haben nicht nur brav ihre Rollen gelernt, sondern ihre darstellerischen Möglichkeiten mutig und mit dem ganzen Einsatz ihres Körpers voll ausgeschöpft. Über den Text hinaus haben sie ihre Rolle so gestaltet, dass diese Ausdruckskraft entfaltet hat. Man konnte nur staunen: es gab vielversprechende Talente zu entdecken.

Die Handlung ist über zwei Stunden äußerst spannend. Bis am Ende alles gut wird, sind einige Abenteuer zu bestehen: Der Drache wird im tiefen Wald gefunden und ist völlig anders als sein Ruf. Der böse Ritter hat alles verloren. Natürlich hat er ziemlich gemault und geschimpft und mit den Füßen getrampelt. Es gab aber niemand mehr, der sich das gefallen lassen musste, und so wurde es einsam um ihn. Da beschloss er seufzend, wenigstens ein kleines bisschen netter zu werden. Der schlaue und tapfere Trenk und Thekla heirateten und bekamen viele kleine Ritterkinder. Die beiden Gaukler Momme Mumm (hervorragend: Nico Brill) und Schnöps kommen oft auf die Burg zu Besuch. Schließlich sind sie ja Freunde, für immer und ewig. Tobendes Stampfen, prasselnder, langanhaltender Applaus war der Dank des Publikums für diese tolle Gesamtleistung.

Badische Zeitung, 28.06.2016

Großer Auftritt für junge Ritter

Premiere im Theater im Steinbruch

Nach der Begrüßung durch Hans-Joachim Wipfler und die Hachberger Herolde begann vor toller Kulisse und bei schönstem Wetter am Sonntag die Premiere von „Der kleine Ritter Trenk“. Die „Geschichte ohne Furcht und Tadel“ von Kirsten Boie erwies sich schnell als geniales Stück, dazu noch in einer Inszenierung, die Jung und Alt begeisterte.

Cornelis Huber als Bauernjunge Trenk Tausendschlag mit Ferkelchen (Layla Jessen), dem Gaukler (Nico Brill), seinem Gefährten (Michel Köllermann), den erzählenden Gauklern (Helena Huber und Pascal Jessen) und allen 43 Darstellern gelingt fast ein Wunder: Leicht und doch mit Tiefgang lassen sie den Weg des Bauernjungen, der sich aus der Leibeigenschaft befreien will, lebendig werden. Seine Familie kann unter der Leibeigenschaft kaum überleben, dann hörte er, dass jeder, der mehr als ein Jahr von der Grundherrschaft nicht gefunden wird, frei ist. Er macht sich auf den Weg ins Städtchen und will Ritter werden.

Unterwegs trifft er (äußerst hilfreiche) Gaukler, Ritter, Fürst und Hofdamen, er erlebt eine Tierhypnose, begegnet dem Drachen, den Köhlern und dem ganzen Marktvolk des Mittelalters. Die meisten jungen Leser kennen die Bestseller von Kirsten Boie, deren Botschaft in mehreren Ebenen sehr modern erzählt wird. Ein tolles Spektakel nimmt seinen Lauf: Feuerschlucker, Drachengefahr, Angriff auf die Burg – dieses in Zeitlupe darzustellen, ist nur eines von vielen guten Inszenierungsmomenten. Sein eigenes Gefangensein zu durchbrechen und entschlossen die Freiheit zu suchen war nicht nur im Mittelalter gefährlich, das Thema ist auch heute aktuell. Am Ende hat Trenk einen Wunsch frei und erhält für alle Leibeigenen die Freiheit. „Inzwischen kommen viele Erwachsene auch ohne Kinder, die Stimmung ist bestens“, so Regisseur Benedikt Bachert.

Es ist ihm gelungen, das Stück mit Bravour, Schwung, guten Übergängen und Massenszenen auf die große Fläche der Freilichtbühne zu zaubern.

Emmendinger Tor, 29.06.2016